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80 Jahre nach der Zerstörung Wulfens: Ein Gedenken

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Die Schülerinnen der Montessorischule überreichen symbolisch das neue Stadtwappen. Pfarrer Martin Peters, Pfarrer Jan-Philipp Hellmers die Schülerinnen und Bürgermeister Tobias Stockhoff. Foto: Alexander Fichtner

Am 22. März 1945, um genau 10 Uhr morgens, wurde das westfälische Dorf Wulfen nahezu vollständig durch einen Luftangriff der britischen Royal Air Force zerstört. 23 Menschen verloren dabei ihr Leben. Heute, 80 Jahre später, versammelten sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, Vertreter der Politik, Schulen und der Kirchen zu einer bewegenden Gedenkfeier, um der Opfer zu gedenken und zugleich eine Brücke in die Gegenwart zu schlagen.

Bereits drei Tage nach dem Angriff wurden die Opfer auf dem Wulfener Friedhof beigesetzt. Auch damals, im März 1945, war das Dorf von Trauer und Schmerz erfüllt – doch zugleich war es eine Zeit des Umbruchs. Der Krieg, den Deutschland entfesselt hatte, kehrte mit aller Gewalt auf seinen Boden zurück.

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Gedenkfeier an der zerstörten Kirche. Foto: Alexander Fichtner

Eine Zeremonie des Innehaltens

Der Heimatverein Wulfen 1922 e.V. organisierte eine feierliche Gedenkveranstaltung, die viele Menschen zusammenführte. Schülerinnen der Montessorischule sowie die Geschichtskurse der Gesamtschule Wulfen (GSW) brachten die Ereignisse von damals in Bezug zur heutigen Zeit und betonten die Bedeutung von Frieden und Verantwortung.

Landrat Bodo Klimpel sprach in seiner Ansprache von einem Dreiklang: „Erinnern, Mahnen und Trösten“ in Zukunft. Auch Pfarrer Peters betonte die Wichtigkeit des Engagements von Heimatverein, Schulen, Musikern und Politikern für das Erinnern und bedankte sich bei allen Beteiligten.

Landrat Bodo Klimpel bei der Ansprache. Foto: Alexander Fichtner

Die Worte des Bürgermeisters: Verantwortung für die Zukunft

Bürgermeister Tobias Stockhoff, selbst Wulfener, richtete seine Worte an die Anwesenden. In seiner Rede verknüpfte er das Schicksal der Opfer mit persönlichen Gedanken an seine eigene Familie. Insbesondere das Schicksal des erst acht Monate alten Karl-Heinz Bleser, dessen Name jährlich als erster verlesen wird, bewegte ihn zutiefst. „Vielleicht war der Morgen von dem kleinen Karl-Heinz ähnlich wie der von unserer Tochter“, reflektierte er.

Der Glockenturm in Wulfen. Foto: Alexander Fichtner

Doch Stockhoff erinnerte auch daran, dass der 22. März 1945 nicht der Ursprung des Leids war. „Das eigentliche Verderben begann 1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten“, betonte er und verwies auf die Stolpersteine in Wulfen, die an die fünf ermordeten jüdischen Mitbürger erinnern.

Gedneken an die ermordeten jüdischen Mitbürger. Foto: Alexander Fichtner

Er appellierte an die Anwesenden, nicht in Schuldzuweisungen zu verharren, sondern eine „kollektive Verantwortung für die Zukunft“ zu tragen. „Es liegt in unseren Händen, dass sich ein 22. März 1945 nie wiederholt. Im Kleinen wie im Großen. In Familie, Freundeskreis, Nachbarschaft, am Arbeitsplatz oder in der Schule, im Verein sowie in Deutschland und der Welt.“

Gedenken mit Blick in die Zukunft

Bürgermeister Tobias Stockhoff bei seiner bewegenden Rede. Foto: Alexander Fichtner

Die Veranstaltung bot nicht nur Raum für Trauer, sondern auch für Hoffnung in der Zukunft. Die Schülerinnen der Montessorischule hielten bewegende Reden über Frieden. Sie überreichten ein symbolisch ein neu gestaltetes Stadtwappen an die Kirchenvertreter und dem Bürgermeister. Die Geschichtsgruppe von Max Schürmann sowie der Leistungskurs Geschichte der Gesamtschule trugen mit Berichten von Zeitzeugen zur lebendigen Erinnerung bei. Ein stiller Moment war die Namensverlesung der Opfer, begleitet von einer fünfminütigen Glockenläutung.

Leistungskurs Geschichte der Gesamtschule. Foto: Alexander Fichtner

Drei Tage nach dem Angriff wurden die Opfer auf dem Friedhof Wulfen beigesetzt. Auch dies wurde würdig in der Gedenkfeier reflektiert.

Nie wieder Krieg: Eine Zukunft in Frieden

Der 80. Jahrestag der Zerstörung Wulfens war nicht nur eine Rückerinnerung an die Schrecken des Krieges. Es war auch eine Mahnung und Verpflichtung für die Zukunft. „Wenn wir uns vor Augen führen, dass hier, genau an dieser Stelle, unfassbares Leid stattgefunden hat, dann erinnern wir für die Zukunft“, sagte Stockhoff. Die Bilder von Kriegen in der Welt, etwa aus der Ukraine, dürften nicht zur Abstumpfung führen, sondern zum Handeln bewegen.

Während der Schweigeminute. Foto: Alexander Fichtner

Zum Abschluss 80 Jahre danach richtete Stockhoff einen privaten und hoffnungsvollen Blick nach vorne. „Als ich heute Morgen in die strahlenden Augen meiner Tochter geschaut habe, ihr Lächeln und ihre Freude an unserer Welt erlebt habe. Es war das für mich ein persönlicher und lebendiger Grund mehr, warum wir heute hier stehen und erinnern für die Zukunft. Eine Zukunft in Frieden und Freiheit.“

Gedenkplatte an der Kirche. Foto: Alexander Fichtner

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