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Erinnerung an die Zerstörung der Dorstener Innenstadt: Ein bewegender Gedenktag

Dr. Josef Ulfkotte und Petra Eißing an der Stadtmauer. Foto: Alexander Fichtner

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Am 22. März 1945 wurde die Dorstener Innenstadt nahezu vollständig zerstört. 600 Sprengbomben und 40 Langzeitzünder hinterließen ein Bild des Grauens: 319 Tote, ganze Familien ausgelöscht, die Altstadt bis auf wenige Inseln in Trümmern, 700 wurden obdachlos. Zur Erinnerung an diese Tragödie und als Mahnung für die Zukunft fand in Dorsten ein bewegendes Gedenken statt.

Den Auftakt der Erinnerung bildete um 14 Uhr ein feierlicher Gedenkgottesdienst in der Pfarrkirche St. Agatha. Bürgermeister Tobias Stockhoff betonte in seiner Ansprache: „Es ist wichtig, dass wir diese Erinnerungen bewahren, aber zugleich den Blick in die Zukunft richten.“ Schüler des Paul-Spiegel-Berufskollegs gestalteten den Gottesdienst mit, indem sie Texte und Gedichte vortrugen. In der Kirche wurde auch ein Zeitstrahl präsentiert, den Zehntklässler des Gymnasiums Petrinum erstellt hatten. Dieser zeigt die Entwicklung der Stadt vor, während und nach der Zerstörung und bleibt auch nach dem Gedenktag ausgestellt.

Gedenkgottesdienst in der Pfarrkirche St. Agatha. Foto: Alexander Fichtner

Stadtführung: Geschichte und Erinnerung zum Leben erweckt

Petra Eißing auf dem Marktplatz. Foto: Alexander Fichtner

Um 16 Uhr startete eine besondere Stadtführung mit Petra Eißing, die den Spuren der zerstörten Stadt folgte. Unterstützt wurde sie von Dr. Josef Ulfkotte, einem ausgewiesenen Kenner der Stadtgeschichte. Gemeinsam schilderten sie nicht nur historische Fakten, sondern erzählten auch persönliche Anekdoten, die die Vergangenheit greifbar machten.

An der Pfarrkirche St. Agatha startet der Rundgang.Foto: Alexander Fichtner

Den Auftakt der Führung bildete ein von Dr. Ulfkotte vorgetragener Text aus dem Bericht von Polizei-Oberleutnant Dreppenstedt, der die dramatischen Ereignisse aus offizieller Sicht dokumentierte: „Hauptangriff von 12 Minuten Dauer. 600 Sprengbomben und 40 Langzeitzünder. […] Die Altstadt bis auf einige kleine Inseln total in Trümmern. 500 Tote geschätzt. Ganze Familien ausgerottet.“

Dr. Ulfkotte verliest den Textauszug. Foto: Alexander Fichtner

Besonders eindrucksvoll war die Verwendung historischer Fotografien, die den Teilnehmern vor Ort zeigten, wie die Stadt vor und nach der Zerstörung aussah. „Es ist bemerkenswert, dass weit über 50 Leute an dem Rundgang teilgenommen haben und das Interesse an der Stadtgeschichte noch immer so lebendig ist“, resümierte die Gästeführerin Eißing.

Musikalisches Gedenken und Lichtprojektion

Um 18 Uhr fand in der St. Agatha-Kirche das Gedenkkonzert „Wie liegt die Stadt so wüst“ statt. Der Kammerchor „Cantus Dorsten“, begleitet von einem Streicherensemble der „Neuen Philharmonie Westfalen“, trug Werke von Rudolf Mauersberger und Edward Elgar vor. Die Klänge ließen die Tragik der Zerstörung, aber auch die Hoffnung auf einen Neuanfang spürbar werden. Eine Erinnerung.

Aufbau für Licht- und Tonprojektion „Project:Flow“. Foto: Alexander Fichtner

Den Abschluss des Gedenktages bildete um 19.30 Uhr die Licht- und Tonprojektion „Project:Flow“ an der Fassade des Alten Rathauses. Mit musikalischer Begleitung wurden Bilder der zerstörten Stadt und der Wiederaufbauphase projiziert. Mehrere hundert Menschen versammelten sich, um diesen eindrucksvollen Moment der Erinnerung und Reflexion mitzuerleben.

Ein Tag des Gedenkens und des Mahnens

Foto: Alexander Fichtner

Der 22. März 2025 zeigte einmal mehr, wie wichtig es ist, sich der eigenen Geschichte bewusst zu sein. Die Veranstaltungen in Dorsten erinnerten nicht nur an die verheerenden Folgen des Krieges, sondern setzten zugleich ein Zeichen für Frieden und Verantwortung in der Gegenwart. Die große Beteiligung zeigte: Das Interesse an der Stadtgeschichte und der Wille zur Erinnerung bleiben lebendig.

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