Ein Stimmungsbild der Dorstener Unternehmer
Dorsten. Mit dem Lockdown hat sich unser Leben verändert. Stillstand hieß es in den Geschäften. Leergefegte Einkaufszonen und Schlangen vor den Lebensmittelläden bestimmten das Bild.
Jetzt gehören Masken, wie wir sie aus Asien kannten und wie sie hierzulande kaum vorstellbar waren, weltweit zum Alltag. Viele Menschen beziehen Kurzarbeitergeld oder haben ihren Job ganz verloren. Ein Einschnitt. Sowohl für die Wirtschaft als auch fürs Leben. Kaufzurückhaltung und weniger Umsatz sind die Folge.
Große Unterschiede in Dorsten
Wir haben uns bei den Dorstener Geschäftsleuten umgehört. Wie geht es ihnen geschäftlich? Hierzu starten wir heute mit einer kleinen Umfrage. Es gibt große Unterschiede in den einzelnen Branchen.
Hans Schuster: „Die Auftragslage wäre von der Nachfrage her da, wir dürfen aber keine großen Veranstaltungen anbieten. Jetzt haben wir viel mehr Arbeit für kleine Aufträge. Heißt: Doppelte Arbeit für ein Drittel des Geldes. Wie soll ich sagen? Die Umsätze sind in der Veranstaltungsbranche katastrophal. Ich habe Rücklagen angelegt und verpulver gerade meine Rente. Meine Rücklagen gehen flöten.
Die Soforthilfe war problemfrei sofort da. Aber die 25.000 Euro waren in unserem Fall weniger als die monatlichen Ausgaben für drei Monate. Das Überbrückungsgeld ist beantragt, damit wir die Fixkosten tragen können. Wir haben 14 feste Mitarbeiter und ich will unsere Arbeitsplätze halten. Das Kurzarbeitergeld muss ich immer vorfinanzieren, weil es nachträglich gezahlt wird.
Von der Politik haben wir als Veranstalter bislang wenig bis gar keine Unterstützung bekommen. Ich würde mir ein Programm zum Schutz der Selbstständigen wünschen. Als Unternehmer muss ich gucken, was passiert. Man versucht zu überleben. Bisher hatten wir in diesem Jahr vier Hochzeiten und zwei Veranstaltungen. Im vergangenen Jahr hatten wir sonst bis zum Quartal im September rund 200 Veranstaltungen. Das ist schon ein Unterschied und irgendwann stellt sich die Perpektivlosigkeit ein. Aber wir hoffen darauf, dass es weitergehen kann.“
Engelbert Bellendorf: „Wir sind dankbar, dass der Lockdown beendet wurde. Sogar im Hochzeitsbereich gibt es bei uns keinen Abbruch. Viele wollen standesamtlich heiraten. Ohne viele Gäste. Insofern ist es ein gutes Jahr.
Als wir unseren Geschäftsbetrieb wieder aufnehmen durften, haben wir die viereinhalb Wochen Schließung finanziell gut aufgefangen. In der Innenstadt ist die Straße gemacht worden. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft ist sie fertig. Unsere Kunden haben eine hohe Disziplin. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt. Aber ich blicke optimistisch nach vorne. Immerhin ist jede Krise auch eine Chance.
Soforthilfe kam sofort
Die Soforthilfe fand ich mega. Nach drei Tagen war sie auf dem Konto. Dagegen sind die drei Prozent der Mehrwertsteuer ein Riesenquatsch. Damit haben wir mehr Aufwand als sonst was. Das hätten sie anders lösen können. Ein Monsterding an Arbeit und es ist das Einzige, was ich nicht richtig befürworten kann. Da hätten sie das Geld zum Beispiel lieber auf die Familien, die weniger haben, verteilen können.“
Gerd Lemken: „Ich sage mal so: Ohne Corona würden wir noch mehr Umsatz machen. 50 Prozent sind bei uns Privatkunden und da reißt die Nachfrage auch in Corona-Zeiten nicht ab. Wir von der Punta Velo GmbH verstehen uns als Teil der Mobilitätswende. Sicher profitieren wir auch davon, dass viele den öffentlichen Nahverkehr nicht nutzen wollen.
Wir haben neben Dorsten auch eine Fililale in Köln und in Berlin. Jammern gehört nicht zum Tagesgeschäft. Bei uns heißt es: Augen zu und durch. Was die Mehrwertsteuersenkung betrifft: Die Verkehrswende funktioniert auch ohne Mehrwertsteuer und ich denke, viele Bürger sind da weiter als die Politiker. Auch wenn Laschet und die anderen viel Gutes machen. Man muss bundesweit gucken, wie das Feedback ist und was die Zukunft bringt“.
Hier gibt’s Stimmen aus der Raesfelder Geschäftswelt und aus der Schermbecker Geschäftswelt.