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Erkundungsgänge (2): Durch das Deutener Moor

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Die Dorstener Schriftstellerin Dörthe Huth schreibt Bücher rund um die Lebensfreude, Geschichten, Gedichte und mehr. Sie ist eine exzellente Beobachterin und Erzählerin. Für Dorsten-Online macht sie sich auf Erkundungsgänge durch unsere Heimat.

Vor den Ostertagen ist der Blick aus dem Fenster trüb. Wenn der Regen pausiert, dann nur, um kurz mal Luft zu holen und anschließend weiter zu weinen. Das Warten auf einen sonnigen Moment wird zur Geduldsprobe. Wenn man sich in seinen eigenen vier Wänden gefangen fühlt, wird es Zeit, auszubrechen und die eigene Komfortzone zu verlassen. Was kann ein bisschen Himmelswasser uns schon anhaben? Ich beschließe, das Deutener Moor einmal anders zu erkunden, nämlich mit Regenzeug und festen Schuhen.

Foto: Dörthe Huth

Plädoyer für Spaziergänge im Regen

Schon auf den ersten Metern ins Naturschutzgebiet weckt das rhythmische Klopfen des Regens die Sinne. Die Wege sind matschig und die kleinen Mulden im Boden randvoll. Hin und wieder bricht sich das Licht und zaubert kleine Reflexionen aus den Pfützen hervor. Ein erdiger Geruch steigt auf. Es duftet frisch, ein wenig nach Moosen, die Bäume, Steine und Boden besetzen, und ein wenig nach Totholz und feuchter Erde. Zwischenzeitlich steigt die Intensität des Regens und geht in ein monotones Prasseln über. Die Geräuschkulisse wirkt beruhigend und motiviert gleichzeitig weiterzugehen. Durch den Wald spazieren, die Ruhe genießen und abschalten, das funktioniert hier wirklich gut. Kein Mensch ist weit und breit zu sehen. Auch die Tiere haben sich zurückgezogen. Kein Vogel, keine Maus, nicht einmal ein Käfer geht bei diesem Wetter seinem Tagesgeschäft nach.

Foto: Dörthe Huth

Das Moor, ein empfindliches Ökosystem

Der nächste Halt gibt den Blick auf eine ganz besondere Kulisse frei. Umrahmt von einigen windschiefen Bäumen und erdfarbenen Gräsern liegt der Biotop. Trotz eines Verbotsschildes und aufgeschichteten Ästen, die den Durchgang erschweren, hat sich ein Trampelpfad gebildet, der mitten durch das Feuchtgebiet hindurchführt. Wer hier durchläuft, nimmt in Kauf, Pflanzen niederzutrampeln, Bodenbrüter aufzuschrecken und das empfindliche Ökosystem zu stören. Dem ausgetretenen Pfad nach sind das nicht gerade wenige. An anderen Stellen in Deutschland gab es in den letzten Jahren Bemühungen, Moore erfolgreich zu renaturieren, um sie zu erhalten und damit den Lebensraum seltener Pflanzen und Tiere zu sichern.

Foto: Dörthe Huth

Regen als Überlebensfaktor

Zum rhythmischen Beat des Regens formen meine Gedanken zunehmend ein Thema aus und klopfen es fest: alles hier dreht sich um Wasser. Wasser als Ursprung allen Lebens, Wasser als Lebensraum, Wasser gegen den Durst, Wasser für biologische Vielfalt, Wasser zum Erhalt von Leben … In Zeiten von Klimawandel und aussterbenden Arten lassen wir hier zu, dass auch das Deutener Moor schon bald der Geschichte angehören könnte. Selbst an diesem seltenen Fleckchen Erde greift der Mensch ins Ökosystem ein und entzieht ihm lebensnotwendiges Wasser.

Foto: Dörthe Huth


Mir fällt ein, dass die Zeitung berichtet hat, dass in der Üfter Mark jährlich acht Millionen Kubikmeter Grundwasser abgepumpt werden dürfen, was einer Menge von 165.000 gefüllten Badewannen täglich entspricht. Das Feuchtgebiet Deutener Moor wird sich damit noch weiter verändern und eventuell ganz der Austrocknung überlassen. Ob ausreichend Regen nachkommt, ist fraglich, denn die Trockenperioden waren zuletzt lang.

Hoffnung auf den Erhalt des Feuchtgebietes

Mit der Austrocknung des Deutender Moores könnten seltene Pflanzen und Tiere schon bald ihren Überlebensraum verlieren. Bei Moorfröschen, Moorbienen und den Großen Moorjungfern steckt das Feuchtgebiet, auf das sie angewiesen sind, sogar in ihrem Namen. Ein entwässertes Moor wird außerdem zur Belastung für die Umwelt, wenn das im Torf gebundene Kohlendioxid sich nach und nach freigesetzt.

Foto: Dörthe Huth

Alles Gute kommt von oben, heißt es. Ich lausche dem Trommelkonzert des Regens, seinem Aufprall auf Jacke und Schuhe, auf Zweige, Moose, Gräser und Büsche, auf die Erde und die Pfützen. Klang strömt aus jedem einzelnen Tropfen. Mit der Zeit geht das Klangkonzept in ein beruhigendes Rauschen über. Bei so viel Himmelswasser keimt dann doch noch die Hoffnung, dass die Natur einen Geheimweg findet und überlebt. Ich hoffe, das Deutener Moor wird es auch.

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