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Samstag, Januar 25, 2025
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Es war einmal… Wir warten aufs Christkind

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Es war einmal ein kleines, dunkelhaariges Mädchen, das sich jedes Jahr auf Weihnachten freute. Dieses kleine Mädchen wurde Martina gerufen.

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Auf diese Weise fangen Märchen an, aber meine Erinnerungen an frühere Weihnachten sind keine Märchen. Also beginne ich noch einmal von vorne. Vielleicht haben Sie ja ähnliche Erinnerungen an diese Zeit wie ich.

Die Weihnachtszeit, insbesondere der Heilige Abend, wird in vielen Familien individuell gefeiert. Das war vor 55 Jahren noch ganz anders. Ich denke, nicht nur bei uns standen damals die bunten Papp-Weihnachtteller auf dem Tisch, gefüllt mit einer Apfelsine sowie einem Apfel, Spekulatius und Lebkuchen, verschiedenen Nüssen, Geleefrüchten, mit Liebesperlen bestreuten Schokokränzen und mit kleinen Schokotafeln, die mit einem goldenen Faden als Päckchen verschnürt waren. Gemeinsam saß die ganze Familie bei meiner Oma vor dem Fernseher und wartete aufs Christkind.

Ich erinnere mich noch genau an den Hasen Cäsar mit seinen großen Zähnen, der durchs Programm führte. An die Filme an sich kann ich mich jedoch nicht mehr erinnern, aber es waren sicher Märchen oder Sissi oder Heidi oder Pippi Langstrumpf. Drei Haselnüsse für Aschenbrödel waren es jedenfalls nicht, denn dieser Märchenfilm lief erstmal 1974 im deutschen Fernsehen.

Unterbrochen wurden die Filme regelmäßig durch Knackgeräusche der Nüsse und durch Fragen wie „Wer hat denn schon wieder den Nussknacker“ oder „Kann ich jetzt bitte den Nussknacker auch einmal haben?“ oder auch durch Anfragen wie „Wer tauscht zwei grüne Geleefrüchte gegen einen Schokokranz?“ Während dieser Zeit lernte ich auch, wie ich eine Walnuss mithilfe einer anderen Walnuss knacken konnte. Ein Wissen, das mich bis heute begleitet. So futterte ich mich durch den Inhalt des Weihnachtstellers und hatte regelmäßig keinen Hunger mehr, als das Abendbrot serviert wurde.

Das lag möglicherweise auch am Eierlikör, den ich unerlaubterweise naschte. Kennen Sie das Ritual auch noch von früher? Der obere Teil des Knickebeins wurde abgebissen, wenn kein Erwachsener hinsah, und mit der Zunge wurde versucht den Likör heraus zu schlecken, bevor die restliche Schokolade im Mund verschwand. Irgendwann hatte das Warten schließlich ein Ende und das Christkind war da. Es hatte es jedes Mal geschafft, die Geschenke in die gute Stube zu legen, ohne dass ich es bemerkte. Jedes Mal, so sehr ich auch aufpasste.

An das Weihnachtszimmer kann ich mich noch genau erinnern. In einer Ecke stand der Tannenbaum mit den unverzichtbaren dicken, grünen elektrischen Kerzen und behangen mit Lametta. Davor, und das war für mich damals wichtiger: der Gabentisch. An die meisten Geschenke kann ich mich nicht mehr erinnern, nur zwei sind mir im Gedächtnis geblieben: meine Puppe Gabi, die bestimmt einen Meter groß war und ziemlich wirklichkeitsnah an meiner Hand laufen konnte. Das war hohe Technologie anno 1968, unvorstellbar in der heutigen Zeit mit künstlicher Intelligenz und Robotern.

Weiter im Gedächtnis geblieben ist mir mein Experimentierkoffer Biologie, genauer gesagt ein Mikroskop mit langweiligen Untersuchungsobjekten. Meine Versuche liefen zum Glück unspektakulärer und weniger zerstörerischer ab, als bei den Hoppenstedts mit ihrem Selbstbaukasten Atomkraftwerk, obwohl ich alles unter die Lupe nahm, was mir in die Finger geraten ist: Essensreste, Federn unseres Wellensittichs, Trinkwasser, das sich jedoch als leblos herausstellte, da brachte das Wasser aus den Pfützen schon mehr Erfolge, was immer ich da auch sehen konnte. Ich ging sogar so weit, dass ich mir Haare ausriss und mir in den Finger gestochen hatte, um Blut zu untersuchen.

Da entstand wohl auch mein Wunsch Naturwissenschaftler zu werden oder Ärztin oder Friseurin oder Kindergärtnerin, ich weiß es nicht mehr, ist auch unwichtig, hat eh alles nicht geklappt. Nun bin ich fast 65 Jahre alt und habe dementsprechend viele Weihnachtsfeste verbracht, und dennoch ist es jedes Jahr anders. Nicht besser und nicht schlechter, einfach nur anders.

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