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Ex-Muna-Chef zu Drohnen: „Die Zeiten sind gefährlicher geworden“

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Nach der Sichtung von Drohnen über dem Chemiepark Marl und dem Munitionsversorgungszentrum West (ehemalige Muna) sind die Sicherheitbehörden alarmiert. Zu Recht, findet der ehemalige Kommandant der Muna, Oberstleutnant i.R. Rudolf Haller. „Für mich ist das ein eindeutiger Ausspähversuch“, so Haller. Aber die Gefahr sei potentiell noch viel größer.

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Am Montagabend (13. Januar) waren an verschiedenen Punkten in der Region unbekannte Drohnenflüge gemeldet worden. Neben dem Chemiepark Marl war dabei auch die Muna Ziel der kleinen Flugobjekte. Rudolf Haller, der von 1999 bis 2012 Kommandant des größten Munitionsdepots der Bundeswehr war, nimmt diese Vorfälle sehr ernst und geht von gezielten Ausspähversuchen aus.

Wer dahinter stecken könnte, darüber möchte Haller nicht spekulieren. „Diese Überflüge über ein militärisches Sperrgebiet sind aber natürlich in jedem Fall illegal“, betont er gegenüber Dorsten Online. „Die Bundeswehr hat das Recht, ihre Einrichtung zu schützen und diese Einflüge auch abzuwehren.“ Das schließe auch ein, dass im Zweifel eine Drohne auch abgeschossen werden darf. „Jede Drohne kann eine potentielle Bedrohung für die militärischen und zivilen Mitarbeiter darstellen. Die Bundeswehr sieht es als ihre Pflicht, die Menschen in ihrer Einrichtung zu schützen.“

Was kann man mit einer solchen Drohne ausspähen?

Aber was könnte man mit einer Drohne ausspähen, was in Zeiten hochauflösender Satellitenbilder nicht ohnehin zugänglich sei? „Mit einer Drohne kann man gezielt bestimmte Winkel des Geländes in Augenschein nehmen. Durch den flacheren Winkel sind Einblicke möglich, die ein Satellit nicht schafft“, so Haller. Zudem könne man ja nie genau wissen, ob das Fluggerät nur eine Kamera trägt, oder möglicherweise bewaffnet sein kann. Das sehe man auch im Krieg Russlands gegen die Ukraine, wo bewaffnete Drohnen im täglichen Einsatz sind.

Könnte man mit einer Drohne einen Bunker sprengen?

Welchen Schaden könnte eine bewaffnete Drohne denn anrichten? Könnte sie etwa eine riesige Explosion bewirken? Da kann Rudolf Haller beruhigen. „Die Bunker sind so konstruiert und gehärtet, dass sie selbst einem abstürzenden Jumbojet standhalten. Von außen kann da nicht viel passieren.“

Munition Muna
Ausgestellte Gewehrmunition in einem Bunker während des Tages der Offenen Tür 2009. Foto: Archiv / Borgwardt

Und wenn ein Drohnenpilot sein Fluggerät irgendwie in das Innere eines der 381 Bunker lenken und zur Explosion bringen würde? „Zunächst einmal ist es unwahrscheinlich, dass die ganze gelagerte Munition mit explodiert. Dagegen ist sie speziell gelagert und einzeln verpackt“, erklärt der Oberstleutnant a.D. „Aber selbst wenn alle Munition in einem Bunker auf einmal umsetzen würde, heißt das nicht, dass es eine Kettenreaktion gibt. Die Tore sind als Sollbruchstellen konstruiert, und die Sprengwirkung wird zudem zum großen Teil in den Boden abgeleitet.“

Besorgter ist Rudolf Haller dabei eher um die Menschen. „Unsere Verwaltungsgebäude und die Menschen auf dem Gelände sind sogenannte ‚weiche Ziele‚. Es wäre eine Horrorvorstellung, wenn diese von Drohnen verletzt würden.“ Und gerade auf dem Chemiepark Marl wären die Schäden durch eine Explosion potentiell noch gefährlicher und größer.

Muna Bunker
Lagerbunker auf dem Gelände der Muna während des Tages der Offenen Tür 2009. Foto: Archiv / Borgwardt

Illegales Ausspähen ist kein neues Phänomen

Illegale Fotografie und sogar unerlaubte Überflüge sind hingegen nichts neues für Rudolf Haller. „In meiner Zeit als Kommandant hatten wir regelmäßig mit Menschen zu tun, die unerlaubt fotografieren wollten. Einige Jugendliche versuchten sogar über den Zaun zu steigen.“ Die Täter wurden von den Soldaten dann eingefangen und der Polizei übergeben, wo sie empfindliche Strafen zu erwarten hatten. „Heutzutage ist die Muna viel besser elektronisch überwacht und gesichert“, fügt er hinzu. „Da kommt man nicht mehr einfach so über den Zaun.“

Allerdings bleibt noch die Bedrohung durch die Luft. „Einmal hatten wir den Fall eines unmarkierten Hubschraubers, der einem unserer Lastwagen gefolgt war und über unserem Gelände herumflog“, erinnert sich Haller. Das hatte natürlich zur Alarmierung der Soldaten geführt. Zum Glück handelte es sich nur um den Hubschrauber einer privaten Firma, die für die RWE Überlandleitungen kontrollieren sollte. „Da sich die Firma aber nicht angemeldet hatte, konnten wir ja nicht wissen, was der Helikopter vorhat. Sprüht der irgendwas? Will er was abwerfen?“ Am Ende ließ der Kommandant persönlich bei RWE ein telefonisches Donnerwetter los und drohte damit, beim nächsten Mal mit Signalmunition zu schießen. „Solche Überflüge kamen dann nicht mehr vor“, erinnert sich Haller.

Gestiegene Bedrohungslage

Heutzutage sei die Bedrohungslage diffuser als zu seiner Dienstzeit, stellt Rudolf Haller klar. „Im Kalten Krieg wusste man recht gut, wie die Gegenseite tickte. Nach der Wiedervereinigung war es dann auch für die Bundeswehr ruhiger.“ Nun aber sei die Weltlage wieder viel angespannter. Das zeigten auch solche Vorfälle mit den unbekannten Drohnen, die billig verfügbar und von fast jedem bedienbar seien. „Ich würde auf jeden Fall sagen, dass die Zeiten weitaus gefährlicher geworden sind, als noch vor zwanzig Jahren“, so Haller.

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