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Sonntag, Januar 26, 2025
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Hereinprobiert

Veröffentlicht am

Foto: Christian Sklenak

Kennen Sie das auch, liebe Leserin, lieber Leser? Sie betreten ein Geschäft und fühlen sich gleich wohl?

So erging es mir im Jacques Wein-Depot in Holsterhausen. Nein, natürlich nicht, weil es dort Alkohol gibt, sondern wegen der freundlichen Begrüßung durch die Geschäftsführerin.

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„Ich begrüße meine Kunden so, wie ich auch gerne begrüßt werden möchte“, antwortet mir Angela Pröse, als ich sie auf den herzlichen Empfang ansprach. „Im Allgemeinen herrscht ja eine positive Stimmung bei meinen Kunden. Wein ist ein Genussmittel, der sie an ihren Urlaub erinnert. Sie möchten ihn verschenken oder für ein ganz besonderes Abendessen oder einen gemütlichen Abend haben.“

Die Weinsommelière

Dass „Angie“ nicht nur freundlich ist, sondern auch ein immenses Wissen über die zahlreichen unterschiedlichen Weine in den Jacques Wein-Depot-Filialen hat, davon konnte ich mich selbst überzeugen. Bei zwei Kundenberatungen während unseres Gespräches konnte sie zielsicher mit wenigen Nachfragen den passenden Wein für den Käufer herausfinden. Und das aus den über 200 verschiedenen Sorten, die sie in ihrem Geschäft verkauft. Beerig, erdig, fruchtig, würzig, säurearm – bis dahin konnte ich noch folgen, danach waren die Fachbegriffe für mich böhmische Dörfer. Angela sieht mir an, dass mich ihre Kenntnisse über die Weine und deren Geschichte beeindrucken. „Ich habe einen Abschluss als Weinsommelière, da sollte ich das ja schließlich wissen“, lacht sie. „Ich erwarte aber nicht, dass der Kunde sich auskennt. Daher gehe ich auf ihn zu und finde auch ohne sein Fachwissen für ihn den passenden Wein.“

Mutters Veto bei der Berufswahl

Interessiert höre ich zu, wie Angela mir ihren Werdegang schildert. „Gastro hat mich schon immer interessiert, aber da ich damals erst 16 war, legte meine Mutter bei dieser Berufswahl ihr Veto ein. Ein Betrieb, der zur Hotelkauffrau ausbildete, war zu der Zeit im Umkreis nicht zu bekommen, also begann ich meine Ausbildung zur Bankkauffrau, die ich auch beendete.“ Im Anschluss daran studierte sie Wirtschaftsrecht, arbeitete in Essen im Jacques Wein-Depot und bekam 1998 mit 24 Jahren obendrauf auch noch ihre Tochter. Damit hatte die junge Frau erst einmal recht viel zu stemmen.

Dass Weine Angelas Welt sind, merkte sie recht früh. So absolvierte sie parallel zur Ausbildung als Weinsommelière eine praktische Ausbildung im Weindepot. Die Ausbildung, die heute als „Duales Studium“ bezeichnet wird, schloss sie mit der Bezeichnung „Weinfachberaterin“ ab. „Ich habe seit dieser Zeit viele Weine kennen, schätzen und auch lieben gelernt. Ich gab Workshops, besuchte Winzer in verschiedenen Ländern und nehme weiterhin an Weiterbildungsmaßnahmen teil. Auf diese Weise steige ich immer tiefer in die Materie ein“, fährt die emphatische 48-Jährige fort.

So weiß Angela Pröse natürlich nicht nur, dass Weine hauptsächlich zwischen dem dreißigsten und dem fünfzigsten Breitengrad auf der südlichen und nördlichen Halbkugel angebaut werden, angebrochen innerhalb von etwa drei Tagen ausgetrunken werden sollten und sie ebenso, wie auch Mode, den zeitlichen Trends unterliegen. Bereits 2001 bekam sie die Leitung des Depots in Dorsten angeboten. Sie war damit nicht nur eine sehr junge, sondern auch eine der bis dahin wenigen Frauen in dieser Position.

Jeder Wein erzählt eine Geschichte

„Ich habe übrigens alle unsere Weine und unzählige darüber hinaus in all den Jahren bereits probiert und weiß, wovon ich rede. In jedem Wein steckt der Boden. Jeder Wein erzählt eine Geschichte. Und hinter jedem Wein steht ein Mensch. Das ist neben dem Geschmack für mich wichtig, aber auch sehr spannend. Und ja, ich erkenne unsere Weine auch mit geschlossenen Augen am Geschmack und kenne die Geschichten hinter dem Wein“, antwortet mir lachend Angela, die das Weindepot Anfang November übernommen hat. Scheinbar hat sie mir angesehen, dass ich ihr diese Frage gerade stellen wollte.

„Unser Motto lautet ‚Hereinprobiert‘. Jeder Kunde kann in der Filiale gerne probieren, denn ein Wein schmeckt dem Käufer oder er schmeckt ihm nicht. Darauf gehe ich natürlich ein, denn das ist das Wichtigste. Ich fühle mich daher nicht wie ein Verkäufer, sondern eher wie ein Berater.“ Sollte Angela bei ihrer Beratung falsch gelegen haben, dann gewährt sie selbstverständlich ein uneingeschränktes Rückgaberecht selbst bei geöffneter Flasche. „Ich höre aufmerksam zu, dann erfahre ich, was der Kunde wünscht, daher kommt es nicht so oft vor, dass Weine zurückgegeben werden“, fährt sie fort.

Dass Angela die Weine anhand der Flaschenform erkennt, ist nichts Besonderes, stelle ich beim Gang durch das Weindepot fest. Die bauchige Ausbuchtung unten an manchen Flaschen ist übrigens fülltechnisch bedingt und ist nicht aus dem Grund vorhanden, damit der Kellner sie beim Einschenken besser halten kann.

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