Es war der ganz große Bahnhof in Wulfen: Hunderte Festgäste hatten sich auf dem ehemaligen Zechengelände versammelt, um der Grundsteinlegung von Levi Strauss beizuwohnen. Für Dorsten war es zugleich ein Meilenstein.
Die Freude bei Bürgermeister Stockhoff war spürbar. Kein Wunder: Dass ein Weltkonzern wie Levi Strauss die bisher brach liegende Zechenfläche an der B58 beleben würde, muss für der Stadt wie ein Lottogewinn gewesen sein. „Jeans passen gut in unsere Region“, scherzte Stockhoff. Schließlich seien die berühmten blauen Hosen genau wie die Menschen hier „belastbar, langlebig und ehrlich“. Nach Fertigstellung sollen hier jedes Jahr 55 Millionen Teile „aus Wulfen in die Welt“ versandt worden, erklärte der Bürgermeister. Er sei sicher, dass Levi Strauss ein wichtiger Teil der Stadt werden wird. „Dieses Projekt ist ein Aushängeschild für die Region“, lobte Stockhoff.
Förderung durch Bezirksregierung
Auch Regierungspräsidentin Dorothee Feller fand viele lobende Worte. Schmunzelnd wies sie darauf hin, dass ihre Oma bei Levi’s schon immer von „Lewwis“ gesprochen habe und sie diese Aussprache dem eigentlich korrekten „Lie-Weis“ vorziehen würde. Feller stellte das neue Bauprojekt als leuchtendes Beispiel für positiven Strukturwandel heraus. „Wo Altbewährtes endet, kann Neues entstehen“, sagte Feller. Sie lobte die betonte Nachhaltigkeit der Ansiedlung. Denn hier werde keine unberührte Fläche verbraucht, sondern ein bestehendes Grundstück revitalisiert. Auch deswegen würde die Bezirksregierung das Projekt mit fünf Millionen Euro fördern. Zudem seien die rechtlichen Voraussetzungen „in Windeseile“ geschaffen worden.
Levi Strauss will guter Nachbar sein
Torsten Müller, Logistikchef von Levi Strauss, kam ganz lässig in einem grauen Pullover mit dem Firmenlogo und einem Dorsten-Schriftzug auf die Bühne. Er betonte seine Zuversicht, mit dem neuen Zentrum das Wachstum auf dem europäischen Markt weiter fördern zu können. Davon solle auch Dorsten profitieren. Levi Strauss werde sich hier langfristig wirtschaftlich engagieren. „Wir wollen sehr gute Nachbarn sein“, erklärte Müller.
Levi Strauss Neubau „toller als Zollverein“
Christoph Happe von RAG Montan Immobilien erinnerte an die Geschichte des ehemaligen Zechengeländes. „1963 sollte hier das größte Bergwerk Westdeutschlands entstehen“, führte er aus. Daraus sei dann aber wegen der wirtschaftlichen Entwicklung nichts mehr geworden, sondern nur eine kleinere Zeche gebaut worden. Im Jahr 2000 sei die Fläche dann stillgelegt worden und zehn Jahre lang sei hier nichts mehr passiert. Jetzt aber entstehe hier ein Projekt, das „noch toller wird als auf Zollverein“, so Happe.
Nachhaltigkeit im Fokus
Edwin Meijerink von der Projektgesellschaft Delta und Michael Dufhues von der ausführenden Baufirma Bremer betonten die nachhaltige Konzeption des Bauprojektes. So soll der Neubau über eine moderne Wasserwirtschaft, eine hochmoderne Haustechnik und begrünte Dachflächen verfügen. Angesichts der riesigen Dimensionen des Gebäudes ist das eine große Herausforderung. Das zwanzig Fußballfelder große Zentrum soll aus 3800 Fertigteilen zusammengebaut werden. Diese Teile wiegen bis zu 60 Tonnen. „Das ist Lego für Erwachsene“, so Dufhues. 2024 soll alles fertig sein.
Text: Oliver Borgwardt / Fotos: Petra Bosse / Videos: Sascha Lebbing