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Maschinenhalle Leopold: Einzigartige Perspektiven auf das Ruhrgebiet

Manfred Wissing Bergbauverein Dorsten, Hans Blossey Fotograf, Roland Szejsteckis und Lukas Schepers Kunsthistoriker. Foto: Alexander Fichtner

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In der denkmalgeschützten Maschinenhalle der ehemaligen Zeche Fürst Leopold in Dorsten wurde gestern eine außergewöhnliche Ausstellung eröffnet, die zwei Künstler erstmals zusammenbringt, deren Blicke auf das Ruhrgebiet unterschiedlicher nicht sein könnten – und doch erstaunlich harmonieren.

Die Ausstellung in der Maschinenhalle „Perspektiven auf das Ruhrgebiet“ präsentiert die Werke von Hans Blossey (geb. 1952) und Many Szejstecki (1931-2016), die beide auf ihre Weise einen radikalen Perspektivwechsel vollziehen. Während der eine das Ruhrgebiet aus luftiger Höhe dokumentiert, erschließt der andere dessen unterirdische Dimensionen. Beide ermöglichen den Besuchern, die vertraute Industrielandschaft mit völlig neuen Augen zu sehen.

Von Oben und Unten. Foto: Alexander Fichtner

Das „fliegende Auge des Ruhrgebiets“

Seit 1983 dokumentiert Hans Blossey als Luftbildfotograf die sich stetig verändernde Region von oben. Mit mittlerweile rund 55.000 Flugstunden hat er sich den Ehrentitel „Das fliegende Auge des Ruhrgebiets“ redlich verdient. Seine Fotografien zeigen die Region aus einer Distanz, die alltägliche Strukturen in einen neuen Zusammenhang stellt. Kunsthistoriker Lukas Schepers beschreibt in seiner Eröffnungsrede in der Maschinenhalle den besonderen Reiz dieser Perspektive: „Dieser Effekt ist sowas wie eine Vorstufe von dem, was Astronauten als Overview-Effekt beschreiben. Sobald man weit genug herauszoomt und das ganze große Ganze in den Blick nimmt, empfindet man auf einmal harmonische Zusammenhänge.“

Hans Blossey. Foto: Alexander Fichtner

Der Bergmann mit dem Röntgenblick

Einen völlig anderen, aber ebenso faszinierenden Zugang zum Ruhrgebiet bietet das Werk von Bergarbeiter und Künstler Manfred „Many“ Szejstecki. Seit den 1960er Jahren widmete er sich intensiv der bildenden Kunst und entwickelte eine besondere Vorliebe für die Zentralperspektive. In seinen späteren Arbeiten schuf er eine Art „Maulwurfsperspektive“, die den Blick von unten auf das Ruhrgebiet richtet. Seine berühmten Bergbaupanoramen fangen die bizarren Formwelten und riesigen Dimensionen der unterirdischen Industrielandschaft ein.

Wenn Vogel- und Maulwurfsperspektive in der Maschinenhalle aufeinandertreffen

Die passende Kulisse. Foto: Alexander Fichtner

Das Herzstück der Ausstellung in der Maschinenhalle bildet die Gegenüberstellung von Werken, die denselben geografischen Raum aus völlig unterschiedlichen Blickwinkeln zeigen. Besonders eindrucksvoll ist das Zusammenspiel einer Luftaufnahme der Zeche Zollverein mit Szejsteckis „Unter Essen“. Während Blosseys Fotografie das ikonische Fördergerüst des Schachts 12 von oben zeigt, positioniert Szejstecki den Betrachter 750 Meter unter der Erde und blickt mit einer Art Röntgenblick in Richtung Baldeneysee.

Viele Besucher. Foto: Alexander Fichtner

Die Ausstellung bietet die seltene Gelegenheit, zwei großformatige Bergbaupanoramen Szejsteckis in der Maschinenhalle nebeneinander zu betrachten. „Das ist selbst für eingefleischte Kenner eine einmalige Gelegenheit“, betont Schepers in seiner Einführung. Die präsentierten Reproduktionen stammen von Originalen, die normalerweise auf der Zeche Zollverein und im Bergbaumuseum Bochum hängen.

Ehrenamtliches Engagement in der Maschinenhalle macht Kunstprojekt möglich

Die Ausstellung in der Maschinenhalle, die bis zum 30. September 2025 zu sehen ist, wurde durch intensive Zusammenarbeit ermöglicht. Kunsthistoriker Lukas Schepers, der zusammen mit Roland Szejstecki den Nachlass des Künstlers betreut, dankte in seiner Eröffnungsrede dem Verein für Bergbau, Industrie und Sozialgeschichte Dorsten für die produktive Kooperation und Hans Blossey für sein Vertrauen. Manfred Wissing, 1. Vorsitzender des Vereins, begrüßte die zahlreichen Besucher zur Vernissage.

Die Dampfmaschiene in Aktion. Foto: Alexander Fichtner

Ein besonderer Ort für besondere Perspektiven

Die denkmalgeschützte Maschinenhalle der ehemaligen Zeche Fürst Leopold bildet nicht nur den perfekten Rahmen für die Ausstellung – sie ist selbst Motiv auf mehreren der ausgestellten Werke. So verbinden sich Ausstellungsort und Kunstwerke zu einem einzigartigen Dialog über die Vielschichtigkeit des Ruhrgebiets, das sowohl über als auch unter der Erde seine faszinierenden Geschichten erzählt.

Foto: Alexander Fichtner

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