Das alle zwei Wochen stattfindende Ukraine-Café im Treffpunkt Altstadt bietet mehr als nur gemütliches Beisammensein. Unterstützt wird es von der Lebenshilfe Dorsten und der Aktion Mensch.
Nein, über mangelnden Zuspruch kann sich das Ukraine-Café im Treffpunkt Altstadt nicht beklagen. „Wir haben jedes Mal wenigstens fünfzig bis sechzig Personen zu Gast“, erklärt Klara Rosbach-Schmidt, „aber meistens sind es mehr als 150.“ Die Dorstenerin mit deutsch-kasachischen Wurzeln ist erst seit April 2022 als Sozialarbeiterin beim Jugendamt Dorsten, hat aber mit dem Ukraine-Café kurz nach ihrem Start schon eine große organisatorische Aufgabe übernommen.
„Mein großer Vorteil ist, dass ich fließend Russisch spreche“, erklärt Klara Rosbach-Schmidt, „und mich so problemlos mit den Ukrainerinnen und Ukrainern verständigen kann.“ Dass das Gold wert ist, bestätigt auch die pädagogische Leiterin des Treffpunkt Altstadt, Jacky Möller. „Sprache kann eine enorme Barriere sein. Deswegen ist es ein großer Vorteil, dass wir Klara als Vermittlerin haben“.
Gegenseitige Hilfe ist selbstverständlich
Zusammen mit ihrem Sohn Robin organisiert und koordiniert Klara Rosbach-Schmidt das zweiwöchentliche Ukraine-Café. Der erhebliche Aufwand ist für die beiden aber kein Problem. „In der Ukraine ist es ganz normal, selbst anzupacken und sich gegenseitig zu helfen“, erklärt die Sozialarbeiterin. Daher sei das Café samt seiner Vor- und Nachbereitung schon ein Selbstläufer geworden.

Unterstützung durch die Lebenshilfe Dorsten
Natürlich entstehen aber auch Kosten, sowohl für Kaffee und Kuchen, als auch durch den personellen Aufwand. Hier kommt die Lebenshilfe Dorsten ins Spiel, die das Ukraine-Café im Treffpunkt Altstadt unterstützt. „Es gab dazu ein Angebot der Aktion Mensch„, erklärt der Geschäftsführer der Lebenshilfe Dorsten, Antonius von Hebel. „Wir haben bereits im April 2022 einen entsprechenden Förderantrag gestellt, der dann im August bewilligt wurde und für ein Jahr läuft.“
Das Café hat sich seitdem stark entwickelt. Hinter der gemütliche Kaffeerunde verberge sich nämlich noch viel mehr, betont Tobias Wessel von der Lebenshilfe. „Wir unterstützen damit ein wichtiges soziales Projekt. Das Ukraine-Café bietet traumatisierten Menschen, vor allem Frauen und Kindern, einen wichtigen Ruhepol und eine sichere Anlaufstelle.“ Hier fänden sie Hilfe bei Schulproblemen, Amtsgeschäften, beim Zurechtfinden in Deutschland und beim Lernen der Sprache. „Es ist ein wichtiges Netzwerk für die Menschen“, so Wessel.
„Die meisten möchten arbeiten“
Wie wichtig dieses Netzwerk ist, könne man gar nicht überschätzen, erklärt Klara Rosbach-Schmidt. Darin würden wichtige Fragen des Alltags besprochen, Nachrichten aus der Heimat ausgetauscht, aber auch das Leben in Dorsten organisiert. Ein Thema steche dabei besonders hervor: In den Gesprächen mit den Kriegsflüchtlingen erfahre die Sozialarbeiterin immer wieder, wie groß der Wunsch ist, arbeiten zu gehen. „Finanzielle Unabhängigkeit ist den Menschen sehr wichtig“, erzählt sie. Inzwischen seien mit ihren Familien auch einige ukrainische Männer in Dorsten angekommen, die vom Militärdienst befreit sind. Das sei möglich, wenn man etwa alleinerziehend oder -pflegend sei, mehr als drei Kinder habe, oder aus gesundheitlichen Gründen nicht eingezogen werden kann. Den Männern sei es besonders wichtig, eine Tätigkeit aufzunehmen. „In der Ukraine ist es für einen Mann immer noch eine Selbstverständlichkeit, seine Familie durch seine Arbeit versorgen zu können“, so Rosbach-Schmidt.
Große Hilfe aus den Dorstener Vereinen
Derzeit befinden sich rund 550 ukrainische Menschen in Dorsten, berichtet Nina Laubenthal, Erste Beigeordnete der Stadt. Die meisten von ihnen lebten in Wohnungen, was zum Beispiel dazu geführt habe, dass der jahrelange Wohnungsleerstand in Barkenberg auf einmal kein Thema mehr war. „Wir erleben eine unglaubliche Hilfsbereitschaft auch von den Dorstener Vereinen“, freut sich Laubenthal. Insbesondere die Kinder fänden hier schnell Anschluss und lernten dadurch noch schneller Deutsch.
„Auch der Treffpunkt Altstadt ist genau für solche Begegnungen gedacht“, betont Jacky Möller. „Es soll ein Ort für alle Bürgerinnen und Bürger sein. Wir sind froh, wie gut das Projekt angenommen wird.“
Gegenseitige Hilfe soll weitergehen
Die Unterstützung der Lebenshilfe und der Aktion Mensch läuft noch bis August. Die Beteiligten sind sich aber sicher, dass das Ukraine-Café im Treffpunkt Altstadt damit nicht über Nacht zu Ende sein wird. „Wir denken, dass das gegenseitige Helfen weitergehen wird“, erwartet Tobias Wessel. Der Meinung ist auch Klara Rosbach-Schmidt: „Alle leisten tolle Arbeit, das wird weiter so sein“.
Info: Ukraine-Café
Das Ukraine-Café im Treffpunkt Altstadt findet an folgenden Terminen jeweils von 15 bis 18 Uhr statt:
2., 16. und 30. April
14. und 28. Mai
11. und 25. Juni
9. Juli
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Teilnahme ist kostenlos. Das Angebot richtet sich vor allem an ukrainische Menschen, aber es ist jeder willkommen.