Oft entdeckt man beim Entrümpeln Dinge, die eigentlich zu schade für die Vernichtung sind. Dennoch landen sie dann zusammen mit wirklichem Abfall in den Containern des Wertstoffhofes. Eine neue Initiative gibt den „alten Schätzchen“ jetzt eine zweite Chance.
Rund ein Jahr ist es her, da entdeckte die Wulfenerin Christina Bergerfurth einen Bericht über Abfallentsorgung im Allgäu. Gezeigt wurde darin, wie die Stadt Kempten alte Gegenstände für eine Aufarbeitung annimmt, um sie später einem Gebrauchtwarenkaufhaus zu überlassen. „Das fand ich eine tolle Idee, die sich auch für Dorsten eignen würde“, erzählt Bergerfurth. „Eigentlich fehlte nur noch die Verbindung zwischen dem Wertstoffhof und der Dorstener Arbeit. Und da der Bürgermeister immer nach Ideen aus der Bürgerschaft fragt, habe ich ihm einfach eine eMail geschrieben“, erinnert sich die Wulfenerin. Damit war der Impuls für 2nd Chance geboren.
Anregung wurde dankbar aufgenommen
Im Rathaus sei man dankbar über die Anregung gewesen, erklärte Bürgermeister Tobias Stockhoff. Bis unter Corona-Bedingungen alle rechtlichen und organisatorischen Fragen geklärt werden konnten, habe es zwar etwas gedauert. Nun ist es aber geschafft: Das Angebot „2nd Chance“ steht am Wertstoffhof bereit.

Dorstener Arbeit freut sich über das Angebot
Bei der Dorstener Arbeit ist das neue Angebot hochwillkommen, betonte Geschäftsführer Jürgen Erhardt. Die Nachfrage nach günstigen Gebrauchtwaren sei in den letzten Jahren schließlich noch gestiegen. „Wir erleben das aktuell besonders seit dem Beginn der Ukrainekrise“, erklärt Judith Kolligs. Sie steht als Projektleiterin den Sozialkaufhäusern „Kaktus“ am Wulfener Markt und im Harsewinkel in Hervest vor. Kolligs freut sich über die neue Zusammenarbeit der Dorstener Arbeit mit dem Entsorgungsbetrieb EBD. „Unsere Fahrer sind sowieso regelmäßig am Wertstoffhof, um etwa nicht mehr brauchbare Dinge zu entsorgen. Dabei können sie nun auf dem Rückweg direkt die gespendeten Gegenstände aus den 2nd Chance-Boxen mitbringen“.
2nd Chance rettet Gebrauchtwaren vor dem Sperrmüll
Und es könnte einiges zusammenkommen: „Zwar erleben wir derzeit einen Rückgang des Sperrmüllaufkommens in Dorsten, aber es fallen doch immer noch rund 2000 Tonnen pro Jahr an“, sagt EBD-Sachgebietsleiter Rainer Ihling. Wenn darunter Dinge sein sollten, die jemand anderes noch gebrauchen kann, sei das ein guter Schritt zur Nachhaltigkeit. Bisher war es nämlich gar nicht erlaubt, etwa ein am Wertstoffhof abgegebenes Kinderfahrrad oder ein Kleinmöbel zurückzuhalten. „Das sah das Gesetz nicht vor“, erklärt EBD-Betriebsleiter Andreas Jung. „Wenn ein Kunde Dinge bei uns abgibt mit dem Auftrag zur Entsorgung, müssen wir dem nachkommen. Jetzt aber ist es möglich, Gegenstände bewusst an die 2nd Chance zu übergeben.“
Wie läuft die Übergabe ab?
Das Abgeben ist dabei ganz einfach: Wer zum Wertstoffhof (An der Wienbecke 15) fährt, kann bei der Begrüßung durch die Mitarbeiter sagen, was er gerne spenden möchte. Das kann auch ein einzelner Gegenstand in einer gemischten Ladung sein. Die Mitarbeiter schauen sich die mögliche Spende an und bewahren sie in geeigneten Boxen auf, bis sie von der Dorstener Arbeit zur Aufbereitung abgeholt werden.
Was eignet sich für 2nd Chance?
Geeignet für die 2nd Chance sind etwa Haushaltswaren, Kleinstmöbel, Werkzeug, Babyausstattung, Sportartikel oder Spielzeug. Elektroartikel hingegen sind aus Sicherheitsgründen nicht zugelassen. „Für elektrische Geräte sind die regelmäßigen Repair-Cafés die richtigen Ansprechpartner“, rät Tobias Stockhoff.