Ein Stimmungsbild der Dorstener Unternehmer
Dorsten. Mit dem Lockdown hat sich unser Leben verändert. Stillstand hieß es in den Geschäften. Leergefegte Einkaufszonen und Schlangen vor den Lebensmittelläden bestimmten das Bild.
Viele Menschen beziehen Kurzarbeitergeld oder haben ihren Job ganz verloren. Ein Einschnitt. Sowohl für die Wirtschaft als auch fürs Leben. Kaufzurückhaltung und weniger Umsatz sind die Folge.
Umfrage in Dorsten – Teil 2
Wir haben uns bei den Dorstener Geschäftsleuten umgehört. Wie geht es ihnen geschäftlich? Hier lest ihr eine weitere Stimme von Barrie Louise Reece aus der Ballettschule Reece und dem Fachgeschäft für Tanz- und Sportbedarf Balance and Pointe.

Barrie Reece: „Für unseren Store war es gerade am Anfang sehr beängstigend. Binnen sechs Wochen kam die Zwangsschließung kurz nach der Eröffnung. Da hat man schon Existenzängste. Seit Anfang August läuft es ein bisschen besser. Die Soforthilfe haben wir bekommen. Aber es ist eine große Verunsicherung da. Was muss ich zurückzahlen? Was nicht? Da wurde so viel gesagt und man bleibt im Unwissen. Es ist schon krass. Einen Vertrag kann man im Nachhinein auch nicht ändern und sagen: Aber das muss noch rein. Aber der Staat darf das machen?
Da versucht man, was Tolles aufzubauen und ist geschmissen. Ich stehe vor einer Mauer und finde den Eingang nicht. Hinzu kommt: Viele haben ihren Job verloren, leben vom Kurzarbeitergeld. In solchen Zeiten kauft man sich nicht zwischendurch einfach was Neues.
Eine Kette, die der Wirtschaft schadet
Das zieht also eine Kette nach sich, die der ganzen Wirtschaft schadet. Die Entertainment-Branche trifft Corona extrem. Viele meiner Kollegen werden vom Staat fallen gelassen und müssen Hartz 4 beantragen – sie wurden nicht aufgefangen. Das ist nicht mehr nur das Existenzminimum. Das ist Existenzvernichtend.
Immerhin wurden ihre Jobs abgesagt und sie bekamen keine Hilfe. Die Kette ist lang, wo wir auch wieder auf den Store zurückkommen. Ich bin auf die Entertainment-Branche spezialisiert. Wer da jetzt keinen Job hat, wird auch keine Ausgaben tätigen. Man überlegt sich dreimal: Kaufe ich das oder nicht? Wenn es einen zweiten Lockdown gibt, wird die Wirtschaft zusammenbrechen.
Geschäft hat mehr gelitten als Ballettschule
Der Store hat mehr gelitten. Im Tanzstudio beim Reece-Theater haben wir von vielen Rückhalt bekommen. Da haben fantastische Eltern hinter uns gestanden und geholfen. Wir haben den Unterricht im Internet aufrechterhalten.
Jetzt ist unsere Ballettschule wieder geöffnet. Alle Kinder desinfizieren sich die Hände, tragen ihre Namen in eine Liste ein und stellen sich in ihre Tanzquadrate. Dort nehmen sie ihre Masken ab. Das haben wir so festgelegt – und uns als private Bildungsstätte an die Auflagen für den Sport- und Schulbereich gehalten, weil es für Ballettschulen im Speziellen keine konkreten Auflagen gibt.
Hoffen auf Normalität geht weiter
Allgemein zieht das viel organisatorische Arbeit nach sich. Über den Herbst mache ich mir Sorgen, weil es auch positive Coronafälle im Umfeld der Kinder gegeben hat. Sie können dann nicht weitertrainieren und kommen in Quarantäne, weil sie eine Kontaktperson kennen.
Was uns auf dem Herzen liegt: Wir möchten uns bei allen Leuten bedanken, die uns unterstützt und hinter uns gestanden haben. Das hat uns sehr viel Mut gemacht und ohne sie hätten wir es nicht geschafft. Wir hoffen jetzt, dass irgendwann wieder Normalität einkehrt.“