Aufgaben und Herausforderungen
Ein Ausblick von Bürgermeister Tobias Stockhoff auf die Aufgaben und Herausforderungen, die im neuen Jahr auf die Stadt zukommen.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
liebe Kolleginnen und Kollegen in Rat und Verwaltung,
Silvester ist eine Wegmarke. Der Wanderer hält inne, blickt zurück auf die Strecke, die er bereits zurückgelegt hat. Und er blickt nach vorn, auf das, was vor ihm liegt.
Vor uns liegt ein neues Jahr mit neuen Herausforderungen. Wir wollen unsere Stadt weiter entwickeln, was uns dank der (arbeitsintensiven) Förderprogramme für die Erneuerung der Innenstadt, für Schulen und für Infrastruktur auch an vielen Stellen möglich ist. Wir wollen das Engagement der Bürgerschaft und das Ehrenamt weiter stärken.
Neben allen Überraschungen, die uns auch 2018 wie jedes Jahr unverhofft bescheren wird, habe ich einmal zusammengestellt, was wir im neuen Jahr auf der To-Do-Liste stehen haben. Das Programm ist sicher sehr sportlich und anspruchsvoll.
Ich bin aber zuversichtlich, dass wir mit Tatkraft und Einsatzbereitschaft alles schaffen können, was wir uns vorgenommen haben in den folgenden Bereichen:
I. Bürgerschaft und Gesellschaft
Die Stadtkrone: Maria Lindenhof, der „vergessene“ Park, wird mit dem von Marion Taube erdachten Stadtkrone-Prozess wieder zum Leben erweckt.
Neu und originell daran ist, dass mit einem künstlerischen Zugang und unter Beteiligung der Bürgerschaft Ideen und Gestaltungsvorschläge für die Planung entwickelt werden. 2018 wird das Jahr dieser lebendigen Planung, 2019 soll die Umsetzung beginnen.
Bürgerbeteiligung stärken: Mit der Einrichtung des Büros für Bürgerengagement, Ehrenamt und Sport haben wir einen Prozess gestartet, auf dem wir schon viel erreicht haben: Es wurden neue Stadtteilkonferenzen begründet.
Aus dem Bürgerbudget konnten viele bürgerschaftliche Projekte mitfinanziert werden. In diesem Budget stehen auch 2018 wieder 38 000 Euro zur Verfügung, ab 2019 dann sogar 76 000 Euro (1 € je Einwohner).
Es bleibt unverzichtbar und tut unserer Gesellschaft gut, wenn Menschen sich aktiv in ihrem Umfeld engagieren. Das wollen wir weiter ausbauen, fördern und unterstützen – auch wenn es dabei gelegentlich zu Meinungsverschiedenheiten kommt.
In diesem Prozess werden alle Beteiligten sicherlich noch viel voneinander lernen. Wer sich engagieren möchte: Erster Ansprechpartner ist Joachim Thiehoff im Büro für Bürgerengagement, Ehrenamt und Sport (Telefon 02362 / 66 33 34 oder E-Mail: [email protected]).
Der Sport spielt in unserer Stadt eine große Rolle. Rund 20.000 Menschen sind in Dorstener Sportvereinen aktiv. Im neuen Jahr werden maßgeblich die Tennisvereine von der Sportpauschale profitieren.
Darüber hinaus wird der SSV Rhade bei dem vor einigen Wochen begonnenen Bau des Kunstrasenplatzes finanziell unterstützt werden. Gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern des Paul-Spiegel-Berufskollegs wollen wir mit Unterstützung der RAG Stiftung auf der ehemaligen Zechenfläche Fürst Leopold einen Outdoor-Sportpark errichten.
Die (zunächst stille) Gründung des Vereins „Dorsten dankt Dir“ noch kurz vor Jahresschluss ist ein Meilenstein auf dem Weg, das Ehrenamt in Dorsten zu stärken und Anliegen des Gemeinwohls zu unterstützen.
Dieser Verein wird Spenden von Bürgerinnen und Bürgern annehmen, verwalten und auf Antrag an Projekte und Anliegen in dieser Stadt verteilen. Für eine faire und angemessene Verwendung der Mittel bürgt ein Beirat, dem Bürgerinnen und Bürger aus allen elf Stadtteilen angehören.
Offensiv vorstellen werden wir diesen Verein in Kürze, wenn die letzten administrativen Aufgaben abgearbeitet sind. Übrigens: Mitglied werden können Bürger und Institutionen jetzt schon.
Kommunaler Ordnungsdienst: Viele Beschwerden und Hinweise zeigen uns immer wieder, dass es die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger nicht akzeptiert, wenn von einem kleinen Teil unserer Gesellschaft einfachste Spielregeln des Zusammenlebens nicht eingehalten werden.
Parken ohne Rücksicht auf Gehwege, Bushaltestellen oder Ausfahrten, Hundehaufen vor Kindergärten und an Spielplätzen, Müll neben Mülleimer oder in Grünanlagen: Das alles ist ärgerlich.
Wo Appelle wirkungslos bleiben und auch soziale Kontrolle innerhalb einer Nachbarschaft nicht funktioniert, hilft offenbar nur Strafe. Mit dem neuen und personell besser aufgestellten Kommunalen Ordnungsdienst wollen wir diese „Problemzonen“ im neuen Jahr besser (und auch strenger) in den Blick nehmen.
II. Stadtentwicklung und Umwelt
Der Umbau der Innenstadt: Mit der Renovierung der „unsichtbaren“ Infrastruktur im Boden beginnt ab Februar/März 2018 einer der wichtigsten Projekte des Stadterneuerungsprogramms „Wir machen MITte“:
Die Umgestaltung der Innenstadt, beginnend in der Lippestraße. Es ist unbestritten: Die Bauzeit wird für alle Beteiligten ungemütlich, das Ergebnis wird es aber rechtfertigen, diese Herausforderung gemeinsam mit Hauseigentümern, Kaufleuten, Mietern, Interessegemeinschaft Altstadt und den Banken anzunehmen.
Baustellenmarketing und stetige Begleitung durch das Stadtteilbüro sollen dazu beitragen, gut durch diese Bauzeit zu kommen.
Dorstens Dörfer: Die ländlich strukturierten Stadtteile und Quartiere sollen ab 2018 stärker in den Blick genommen werden. Auf Anregung des Stadtrates wird die Stadt personelle Ressourcen für die Dorfentwicklung ausbauen.
Ziel ist es, bei Planungen die speziellen Strukturen der Dörfer noch stärker zu berücksichtigen und nach Rhader Vorbild für weitere Stadtteile Rahmenpläne aufzustellen.
Die Stunde ist günstig: Neuerdings gibt es die Möglichkeit, auch für dörfliche Siedlungen Fördergelder aus Dorferneuerungsmitteln zu beantragen.
Bürgerbahnhof: Die Erneuerung des Bahnhofsgebäudes und seines Umfeldes ist das wohl am intensivsten von Bürgern begleitete Projekt im Rahmen des Stadterneuerungsprogramms „Wir machen MITte“.
Seit über einem Jahr arbeitet die „Bahnhofsfamilie“ an Ideen und Vorschlägen, intensiv begleitet von der Verwaltung. Mit der Digitalisierung der Bahnstrecken in Dorsten und der damit möglichen Verlegung der stadtseitigen Gleise sollen wichtige Voraussetzungen für dieses Projekt in 2018 durch die Deutsche Bahn geschaffen werden.
Grünflächen: Wir wollen den Pflegezustand unserer Grünanlagen verbessern ohne die Kosten dafür steigen zu lassen. Insbesondere wird es darum gehen, unser Grün so zu gestalten, dass der Pflegeaufwand sich reduziert, sich dann vielleicht auch vermehrt Freiwillige finden, die sich als „Grünpaten“ in ihrer Nachbarschaft engagieren wollen.
Auf der Feldmark gibt es bereits einen Zusammenschluss von einigen Bürgern, die gemeinsam mit uns in diese Richtung denken.
Übrigens, durch die Einführung der Kosten- und Leistungsrechnung sowie ein Kataster für den städtischen Baumbestand wollen wir uns als Stadt effizienter in diesem Bereich aufstellen. Ein neues Grünkonzept bedeutet übrigens nicht, dass ökologische Aspekte oder der Klimaschutz dabei vernachlässigt werden.
Mit dem Klimaschutzmanager wollen wir ab 2018 Projekte in Dorsten fördern und voranbringen, die Ökologie und Ökonomie auf wunderbare Art und Weise miteinander verbinden. Nach der ersten Analyse von Innovationen City wird es beispielsweise darum gehen, wie wir in Barkenberg durch Quartierskonzepte den Wohnungsbestand im Hinblick auf Heizen und Energiesparen fit für die Zukunft machen.
Der Breitband-Ausbau im Stadtgebiet bleibt 2018 ein wichtiges Thema. Die Telekom setzt derzeit ihren FTTC-Ausbau fort. In Östrich ist es bereits sicher, dass das Unternehmen Deutsche Glasfaser ein Glasfasernetz bis in die Haushalte ausbauen wird, in Lembeck und Rhade ist diese Chance greifbar.
Auch Unitymedia baut ihr Netz in Dorsten weiter aus. In den Außenbereichen des gesamten Stadtgebiets werden viele Haushalte vom geförderten Ausbau mit Bundes- und Landesmitteln profitieren können, bei anderen suchen wir gemeinsam mit Versorgern nach Konzepten für ein gutes Angebot.
III. Wirtschaft und Finanzen
Schuldenabbau: 330 Millionen Euro war im Jahr 2012 der höchste Stand der städtischen Verschuldung. Von diesem Berg haben wir seitdem über 50 Millionen Euro abgebaut. 2018 werden wir weitere zwölf Millionen Euro tilgen.
Diesen Weg müssen wir konsequent fortsetzen, um zunehmend neue Handlungsspielräume zu gewinnen, um uns gegen steigende Zinsen zu wappnen und um künftigen Generationen eine finanziell gut aufgestellte Stadt zu überlassen.
Der Investitionsstau: Die erste, grobe Schätzung war durchaus ernüchternd: Es wird rund 140 Millionen Euro kosten, um den Investitions- und Unterhaltungsstau an städtischen Gebäuden, Straßen und Infrastruktur aufzuarbeiten.
Wir werden 2018 eine detaillierte Bestandsaufnahme machen. Für die Aufgaben, die sich daraus ergeben, werden wir in den nächsten Jahren erhebliche Mittel zur Verfügung stellen müssen. Es gehört zu dieser Wahrheit auch dazu, dass die Versäumnisse der letzten 40 Jahre nicht in wenigen Jahren aufgearbeitet werden können.
Gewerbe: Die Wirtschaft in Dorsten nimmt eine – hoffentlich – weiterhin erfreuliche Entwicklung. Die Vermarktung der neuen Gewerbeflächen auf dem Zechenareal läuft, viele Grundstücke sind in Zusammenarbeit mit Investor Tempelmann und der RAG bereits verkauft oder es laufen konkrete Gespräche.
Gemeinsam mit der RAG wollen wir im neuen Jahr auch beginnen, die Flächen der ehemaligen Zeche in Wulfen zu entwickeln. Die Politik hat angeregt, dass im Planungsamt die Ressourcen verstärkt werden, um weitere Flächen für Gewerbe in den Blick zu nehmen.
Wohnen: Die Zinsen sind niedrig, die Nachfrage nach Häusern und Baugrundstücken bleibt dementsprechend hoch. Die Baugebiete Alter Sportplatz in Rhade und Birkenallee in Deuten sollen 2018 in die Vermarktung gehen, am Nonnenkamp in Dorstens Süden wird das Bebauungsplanverfahren fortgesetzt.
Im Marienviertel wollen wir gemeinsam mit der Bürgerschaft die Fläche der ehemaligen Realschule zu einem Wohnstandort weiterentwickeln.
Die Sozialausgaben bleiben der größte Kostenfaktor im städtischen Haushalt. Darum ist es erfreulich, dass die Arbeitslosigkeit in Dorsten seit Jahren kontinuierlich sinkt – auf zuletzt 7,6 %. Gleichwohl sind diese Ausgaben mit dafür verantwortlich, dass der Stadt Dorsten im Vergleich zu den münsterländischen Nachbarkommunen wie Raesfeld, Reken oder Heiden Geld für andere Aufgaben fehlt.
Wir wollen darum im neuen Jahr gemeinsam überlegen, wie wir die Leistungsempfänger im Sinne von Teilhabe für unsere Gesellschaft stärker aktivieren können.
IV. Bildung und Kultur
Unsere Stadtbibliothek wird sich 2018 als Ort der Lesens, der Literatur, des Lernens und – ja – auch des Wohlfühlens neu aufstellen. Das Konzept dafür wurde nach intensiver Beratung im Herbst auf den Weg gebracht. Wichtiger wird dabei auch die Zusammenarbeit mit den Stadtteilbibliotheken der freien Träger oder dem Cornelia-Funke-Baumhaus werden.
Die neue Stadtagentur wird offiziell zum 1. Januar 2018 gegründet. Der Schwerpunkt wird es zunächst sein, unter Beteiligung vieler Akteure, ein neues Stadtmarketingkonzept zu entwickeln sowie den Innenstadtumbau zu begleiten. Ab 2019/2020 soll sich die Agentur dann auch intensiver um die Bereiche Tourismus und kulturelle Veranstaltungen kümmern.
Die „Neue Schule“ an der Pliesterbecker Straße wird nach den Sommerferien ihre Türen für einen ersten Schülerjahrgang öffnen. Die Befragung, wie viele Eltern daran interessiert sind, ihr Kind in der neuen Sekundarschule anzumelden, lässt sicher darauf schließen, dass die Schule mit mindestens drei, vielleicht sogar vier Eingangsklassen starten kann.
Mit neuer Ausstattung und dank der Kooperation mit drei Schulen (Gymnasium Petrinum, Gesamtschule Wulfen und Paul-Spiegel-Berufskolleg), die auch das Abitur ermöglichen, werden die Schülerinnen und Schüler hier ein gutes Lernumfeld finden und einen Bildungsweg der offen bleibt und den bestmöglichen Abschluss ermöglichen soll.
Schulsanierungen: Dank des Landesprogramms „Gute Schule 2020“ und eigener Anstrengungen können wir in 2018 die grundlegende Sanierung der Urbanusschule Rhade und der Grünen Schule Barkenberg in Angriff nehmen.
Nach Abschluss der vorbereitenden Planung soll im letzten Quartal 2018 auch der Baustart erfolgen. Die Agathaschule wird gemäß Ratsbeschluss nach Sanierung in das Gebäude der Geschwister-Scholl-Schule umziehen.
Die beiden verbliebenen und nun auslaufenden Dorstener Hauptschulen Dietrich-Bonhoeffer und Geschwister-Scholl werden für die letzten Jahre einen guten Schulstandort im neuen und sanierten Hauptschulzentrum an der Marler Straße finden.
Das KiTa-Angebot werden wir weiter ausbauen: Erfreulicherweise liegt die Zahl der Geburten in Dorsten mit 600 bis 650 Kindern pro Jahrgang am oberen Rand der bisherigen demografischen Prognosen, die von 550 bis 650 Kindern ausgegangen waren. Hinzu kommt die Entwicklung, dass Kinder immer früher in Tagesstätten aufgenommen werden. Wir werden darum in Holsterhausen einen neuen Kindergarten errichten.
Darüber hinaus werden wir in den nächsten fünf Jahren unser KiTa-Angebot in fast allen Stadtteilen weiter anpassen und erweitern.
Die Digitalisierung von Schulen wird verbessert – dank Fördermitteln und Geld, das der Rat der Stadt dafür zur Verfügung gestellt hat. Die Digitalisierung unserer Gesellschaft verändert auch das Lernen in der Schule rasant.
Mit W-LAN-Zugängen und guten Breitband-Anbindungen wollen wir ab 2018 in allen Schulen die Grundlagen dafür schaffen, dass zeitgemäß unterrichtet werden kann.
Das Kulturangebot in Dorsten wollen wir besser vernetzen.
Es gibt ein breites Angebot nicht nur städtischer Veranstaltungen sondern auch von Vereinen, Gruppen, Initiativen und auch kommerziellen Anbietern. Wir möchten 2018 die Voraussetzungen dafür schaffen, dass es ab 2019 einen gemeinsamen, digitalen Veranstaltungskalender für die ganze Stadt gibt.
Diese – sicherlich noch lange nicht vollständige – Auflistung vermittelt sehr anschaulich, was wir uns für 2018 vorgenommen haben.
Allen, die an der Umsetzung mitwirken, möchte ich schon jetzt sehr herzlich für ihr Engagement im neuen Jahr danken.
Dieser Dank gilt gleichermaßen den Mitgliedern des Rates, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung sowie den Bürgerinnen und Bürgern, die sich an vielen Stellen für das Wohl unserer Stadt einsetzen.
Wenn wir gemeinsam an einem Strang und in die gleiche Richtung ziehen, dürfen wir hoffnungsvoll auf das neue Jahr blicken.
„Optimismus ist in seinem Wesen keine Ansicht über die gegenwärtige Situation,
sondern er ist eine Lebenskraft,
eine Kraft der Hoffnung, wo andere resignieren,
eine Kraft, den Kopf hochzuhalten, wenn alles fehlzuschlagen scheint,
eine Kraft, Rückschläge zu ertragen,
eine Kraft, die die Zukunft niemals dem Gegner lässt,
sondern sie für sich in Anspruch nimmt.“
Dietrich Bonhoeffer
In diesem Sinne darf Ihnen von Herzen auch persönlich für das Jahr 2018 alles Gute, Gesundheit und Gottes Segen wünschen!
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Tobias Stockhoff
Bürgermeister