Geschichte trifft Theater – oder umgekehrt? Am Freistuhl in Deuten fand nun eine Geschichtsstunde der besonderen Art statt.
Anlässlich der Vorstellung der Neugestaltung des Freistuhl in Deuten wurden ca. 70 Gäste Zuschauer und Zeugen einer nachgespielten „Femegerichtsverhandlung am Freistuhl Deuten, Anno 1480“.
Karoline Keufen und Harald Peinzke vom Dortmunder Kulturverein Melange e.V. schlüpften während der Aufführung selbst in verschiedene Rollen. So vermittelten sie auf unterhaltsame Weise Wissenswertes rund um eine mittelalterliche Feme-Gerichtsverhandlung. Die schauspielerische Leistung und musikalische Darbietung rief Begeisterung hervor.
Der Heimatverein Deuten hatte Vertreter der Stadt Dorsten, dem Regionalmanagement der VITAL-Region Hohe Mark, umliegender Heimatvereine und Deutener Ortsvereine zur Vorstellung des neugestalteten Freistuhl Deuten eingeladen.

Alles begann mit einem Apfelbaum
Die jüngere Geschichte des Gerichtssteins in Deuten geht zurück auf Großvater Wilhelm Alfes. Dieser hatte in im Jahr 1986 mit seinem Enkel Mike in seinem Garten einen Apfelbaum pflanzen wollen. Beim Graben entdeckten sie einen großen Findling.
Geschichtskundige Leute aus dem Heimatverein Deuten kombinierten, dass sich nach einer Urkunde aus dem Jahr 1400 der Freistuhl in Deuten unweit eines zu diesem Fundort benachbarten Hofes befand. Freigerichte wurden meist unter freiem Himmel abgehalten, häufig an einem markanten Ort wie an einem großen Findling. Daher lag für den Heimatverein die Vermutung nahe, dass dieser Findling der Richtstuhl des Deutener Freigerichts gewesen sein könnte.
Familie Alfes stellte den Stein und einen Teil ihres Privatgrundstücks zur Verfügung. So konnte der Heimatverein Deuten die Nachbildung eines Freistuhls errichten.
Neugestaltung ist abgeschlossen
In diesem Jahr, gute 30 Jahre später, ist der Freistuhl in Deuten wiederum durch ehrenamtliches Engagement des Heimatverein Deuten neugestaltet worden. Die Zielsetzung ist zum einen, ein ansprechendes Aussehen des Platzes wieder zu erlangen, nachdem die Zeit ihre Spuren hinterlassen hatte, und zum anderen, eine ausführlichere Vermittlung des geschichtlichen Hintergrundes anzubieten.

Freistuhl in Deuten hat touristisches Potential
Das Ergebnis dieser Neugestaltung wurde am 12. November bei schönstem Sonnenschein und beinahe spätsommerlichen Temperaturen vorgestellt. Bürgermeister Tobias Stockhoff würdigte das Engagement aller Beteiligten. Er betonte die hohe Bedeutung solcher Projekte für die Gemeinschaft und das Miteinander in einer Stadt. Stockhoff verwies außerdem auf das touristische Potential, das durch diesen „Außenspielort“ geschaffen wurde und von der Stadtagentur Dorsten mit Interesse weiter aufgegriffen würde.
Wenn Engel spielen
Zum Schluss kündigte er die Theatergruppe des Kulturvereins Melange mit den Worten an: „Wenn Engel reisen, gibt’s gutes Wetter. Wenn Engel spielen, gilt wahrscheinlich das Gleiche“. Im Anschluss lud der Heimatverein Deuten zu einem kleinen Imbiss ein. In lockerer Atmosphäre gab es viel Gelegenheit für Gespräche und Austausch.