Bei der Baustelle Levi Strauss in Wulfen wurde ein weiterer Meilenstein erreicht: Mit der Fertigstellung der Erschließungsstraße wurde nun auch das neu benannte Industriegebiet Große Heide Wulfen eingeweiht. Die erste neue Firma steht auch schon fest.
Wenn es um eine Straßeneinweihung geht, wird normalerweise nicht viel Aufhebens gemacht. Ein paar Worte, einige neugierige Besucher, und schon geht man zum Tagesgeschäft über. Im Fall der neuen Erschließungsstraße neben der Großbaustelle Levi Strauss in Wulfen war das etwas anders: So viele strahlende Gesichter bei den Verantwortlichen waren schon etwas Außergewöhnliches.
Der Grund für die allgemeine Zufriedenheit ist vor allem der zügige Baufortschritt. Trotz der weltweiten Krisen und der allgemeinen Lieferschwierigkeiten ist neben dem künftigen Levis-Distributionszentrum eine neue Erschließungsstraße entstanden. Diese ermöglicht nun die weitere Besiedlung des neuen Industriegebiets Große Heide Wulfen.
„Meilenstein in der Flächenentwicklung“
„Damit haben wir einen wesentlichen Meilenstein in der Flächenentwicklung erreicht“, freute sich die Geschäftsführerin der RAG Montan Immobilien, Sandra Nierfeld. 2001 sei das ehemalige Zechenareal zur Entwicklung freigegeben worden. „Jede Fläche ist individuell und stellt immer eine besondere Herausforderung dar, aber meist rechnen wir mit 15 bis 20 Jahren Entwicklungszeit“, erklärt Nierfeld. Die meiste Zeit sei davon Planung. „In diesem Fall hat es genau gepasst: 2021 haben wir den Bebauungsplan beschlossen, und bereits im Dezember war Baustart.“

Sandra Nierfeld zeigte sich erfreut, dass für die Fläche namhafte Ansiedler gewonnen werden konnte. Auf vielen ehemaligen Zechenflächen entstünden neue Wohnflächen oder Naturschutzgebiete. „Aber für die Zukunft sind auch neue Arbeitsplätze wichtig“, betonte sie. Diese würden hier in Wulfen nun entstehen.
Große Heide Wulfen, großes Projekt
Die Arbeiten für die Große Heide Wulfen seien in vieler Hinsicht „groß“ gewesen, erklärte Oberbauleiter Wolfgang Bahde von der Firma Knoll. „Große Rohre, große Fläche, große Strecken“, fasste er die Herausforderungen zusammen. Für die rund 450 Meter lange neue Straße mit ihrem Wendehammer und der seitlichen Parkflächen, sowie den neuen Radweg nach Wulfen und die Bushaltestellen seien rund 30.000 Kubikmeter Erde bewegt worden. Bauteile von bis zu 56 Tonnen Gewicht und unsichere Lieferketten wegen des Ukrainekrieges hätten die Bauarbeiten nicht leichter gemacht. „Unser Polier hat an manchen Tagen über 20.000 Schritte gemacht“, ergänzt Bahde. Dennoch sei der Bau fristgerecht fertig geworden.

„Richtige Zeit für eine große Ansiedlung“
„Wir haben hier eindeutig kein Umsetzungsdefizit“, freute sich auch der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung in Dorsten, Markus Funk. Auch die WINDOR sehe das neue Industriegebiet als Meilenstein für Dorsten und Wulfen an. Hier würden viele neue Arbeitsplätze entstehen, was auch der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den sich hier ansiedelnden Firmen zu verdanken sei. „Nachdem wir in Dorsten dank der Stärkung des Mittelstandes aus einer langen Krise gekommen waren, ist nun auch wieder Zeit für eine große Ansiedlung“, erklärte Funk.

„Gutes neues Kapitel für Wulfen-Barkenberg“
Bürgermeister Tobias Stockhoff erinnerte an die Geschichte des Standortes, an dem einst der Schacht 1/2 Wulfen beheimatet war. Der Traum von einer großen Zeche, die vielleicht sogar mit Zollverein mithalten könnte, hatte sich aber nicht erfüllt. Doch dank des neuen Industriegebietes Große Heide Wulfen könne nun geschafft werden, was damals nicht klappte: „Für Wulfen wird nun Wohnen und Arbeiten Hand in Hand wieder möglich.“ Auch dank der guten Anbindung durch den neuen Radweg und die Bushaltestelle sei das Gebiet auch mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV nun einfach zu erreichen. Stockhoff dankte allen Anwohnern für ihre Geduld und ihr Verständnis während der Bauarbeiten. „Ich bin mir sicher, hier beginnt ein gutes neues Kapitel für Barkenberg“, erklärte er.
Das kommt als nächstes
Mit der Erschließung des neuen Industriegebietes Große Heide Wulfen wird sich nun auch ein weiterer großer Betrieb neben Levi’s ansiedeln. Es handelt sich um die mittelständische Firma Bolz Entsorgung aus Recklinghausen. Bolz ist auf die fachgerechte Entsorgung von organischen Abfällen spezialisiert. So werden vor allem Speisereste und überalterte Lebensmittel so aufbereitet, dass sie zur Energiegewinnung in Biogasanlagen dienen können. Eine solche soll nun auch südlich der Firma Levi Strauss entstehen, um direkt vor Ort Energie gewinnen zu können.
Und das Distributionszentrum selbst? Wenn alles glatt läuft, soll am 1. August alles fertig sein, erklärt Bauleiter Julian von Hodenberg, Delta Development. Dann soll zunächst eine Testphase mit kleinerer Belegschaft folgen, bis das Zentrum dann in den normalen Betrieb übergeht.