Marie-Therese Gewert und André Elschenbroich besuchen die Zentrale Aufnahme des St. Elisabeth Krankenhauses für ein Interview
Dorsten. Ein leicht mulmiges Gefühl bereitet es uns als Reporter schon, dieser Tage ein Krankenhaus für ein persönliches Interview aufzusuchen. Wir fragen uns: Tragen wir den Virus unwissend in uns? Werden wir angesteckt? Können wir jemanden anstecken? Jeder steht unter Generalverdacht, den Virus in sich zu tragen.
Abstand halten ist das oberste Gebot. Am Eingang der Zentralen Aufnahme werden wir freundlich – auf Abstand – empfangen. Im Wartebereich ist jeder zweite Stuhl mit einem Hinweiszettel beklebt: Bitte diesen Platz freihalten. Der Anmeldebereich ist durch ein Absperrband gesichert, um die Mitarbeiter zu schützen.
Strenge Vorsichtsmaßnahmen gelten für Alle
Zuerst werden wir befragt, ob wir Kontakt zu einer betroffenen Person oder einer Person aus dessen Umfeld hatten, ob wir Symptome wie Husten, Schnupfen, Fieber und Heiserkeit hatten oder haben. Wir hinterlassen unsere persönlichen Daten. Namen. Adresse. Geburtsdatum und Telefonnummer. Gut so. Vorsicht ist besser als Nachsicht. Patienten kommen und gehen.

Foto: André Elschenbroich
Diejenigen Patienten, deren Coronavirus-Infektion mitunter glimpflich verläuft, können nach Hause in die Quarantäne gehen und werden schnell ambulant behandelt. Die anderen werden auf den Stationen und im Intensivbereich des Dorstener Krankenhauses sehr gut versorgt. Das Gesundheitsamt wird in jedem Fall informiert.
Geschulte Mitarbeiter informieren über Verhaltensweisen
Seit die Nummern der Gesundheitsbehörde herausgegeben wurden und die Verhaltensweisen mit der Quarantäne geklärt sind, hat sich der erste große Ansturm gelegt. Eine Anspannung ist spürbar. Aber auch die Sorge, dass die Menschen unbewusst etwas falsch machen könnten. Hier in der Zentralen Aufnahme sind alle Mitarbeiter geschult, mit solchen Sorgen umzugehen.
Interview in der Zentralen Aufnahme
Mitarbeiter im Gesundheitswesen sind ein wertvolles Fundament für die Gesellschaft. Weltweit. Europaweit. Regional und lokal. Auch in Dorsten. Wie genau sich das St. Elisabeth-Krankenhaus auf die Corona-Krise vorbereitet hat und was das für Dorstens Bürger bedeutet, erklären Ärztin Sandra Spielbrink, Leiterin der Zentralen Aufnahme in Dorsten und Daniela Kruse, Gesundheits- und Krankenpflegerin in der Zentralen Aufnahme.

Leiterin der Zentralen Aufnahme in Dorsten haben den Überblick.
Foto: André Elschenbroich
Wie hat sich die Zentrale Aufnahme des Dorstener St. Elisabeth-Krankenhauses auf das Coronavirus vorbereitet?
Sandra Spielbrink: „Seit Bekanntwerden der Gefahr einer Epidemie durch das Coronavirus hat sich der Klinikverbund KKRN Katholisches Klinikum Ruhrgebiet Nord GmbH auf die Situation vorbereitet. Jeden Tag informieren sich alle Mitarbeiter über das Intranet über aktuelle Änderungen, Verhaltensweisen, Hinweise. Jeder Mitarbeiter, der im Urlaub war und selbst im Verdacht steht, an Corona erkrankt zu sein, muss sich einem Test unterziehen. Abstand und Absperrungen schützen unsere Mitarbeiter.“
Mitarbeiter sind froh, helfen zu können
Ärztin Sandra Spielbrink sowie Gesundheits- und Krankenpflegerin Daniela Kruse fühlen sich sicher – auch angesichts der Job-Unsicherheit, die bei vielen dieser Tage um sich greift. „Wir haben aktuell den sichersten Job der Welt“, sind sie sich einig und sind vor allem froh, dass sie helfen können.
Wie geht die Zentrale Aufnahme mit Patienten um, die befürchten, am Coronavirus erkrankt zu sein?
Sandra Spielbrink: „Patienten kommen nach Absprache mit dem Hausarzt auf Termin zum Krankenhaus. Die Mitarbeiter sind geschult und ergänzen sich gegenseitig in ihrer Arbeit. Bevor ein Test-Abstrich bei einem Patienten gemacht wird, kleiden wir in voller Schutzmontur ein: Handschuhe, Kittel, Mundschutz.“
Aufnahme nur nach Absprache mit dem Hausarzt

Foto: André Elschenbroich
Gesundheits- und Krankenpflegerin Daniela Kruse: „Wenn Patienten mit Corona-Verdacht kommen, wird die KKRN GmbH vorab informiert. Die auf zu Corona testenden Personen klingeln am Seiteneingang, bekommen selbst einen Mundschutz, werden in die Zimmer gebeten: ,Infektiöses Zimmer‘ steht auf einem Schild, das an der Tür hängt. Keiner darf das Zimmer betreten, wenn dort jemand zuvor auf Corona geprüft wurde –bis der Raum gründlich desinfiziert wurde.“
Wie schafft es die Zentrale Aufnahme, den Besucher-Stopp zu gewährleisten?
Sandra Spielbrink: „Viele haben Verständnis. Die Anmeldung am Empfang hält den Besucher-Stopp im Griff. Es kommen zurzeit nur wenige. Beispielsweise der junge Mann, der in wenigen Stunden Papa wird und seine Frau in den Kreißsaal begleiten möchte, wofür auch auf Seiten des Krankenhauses Verständnis da ist.“
Wie sieht die Zusammenarbeit mit den anderen Kliniken im Verbund aus?
Sandra Spielbrink: „Die Zusammenarbeit funktioniert gut. Die jeweiligen Leiter des Halterner St. Sixtus-Hospitals, des Marler Marien-Hospitals, des Westerholter Gertrudis-Hospitals und unseres Krankenhauses sind in stetem Austausch. Dorsten selbst hat durch die pneumologische Abteilung zur Not viele Intensivbetten und Beatmungszimmer.
Steter Austausch von Informationen
Der Klinikverbund hat diverse Kompetenzteams gebildet, die sich alle regelmäßig absprechen und ihre eigenen Spezialgebiete zur Behandlung mitbringen. Medizinstudenten helfen mit. Viele Kollegen, die im Mutterschutz sind oder in anderen Bereichen geschult sind und helfen können, helfen. So kommen alle zum Einsatz. Andere schonen sich für die Einsätze, die noch kommen. Damit alle die Kraft und den Mut bewahren und ihre Ressourcen schonen, die sie während der Corona-Krise noch brauchen.“
Wie werden Patienten geschützt, die aus anderen Gründen als einem Corona-Verdacht in die Notaufnahme müssen und werden sie auch behandelt?
Gesundheits- und Krankenpflegerin Daniela Kruse: „Auch hier wird der Abstand gewahrt. Alle planbaren Behandlungen, die nach hinten verschoben werden können, werden verschoben.
Im Gesundheitswesen werden aktuell die höchsten Schutzmaßnahmen getroffen, um möglichst viele Menschen unbeschadet durch diese schweren Zeiten von historischem Ausmaß zu bringen.
Jeder bekommt die Hilfe, die er benötigt
Doch in der KKRN GmbH gibt es keine große Scheu, die Krise nicht bewältigen zu können, da das Gesundheitsamt und die Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes sehr genau befolgt werden und sich die Menschen auch weitestgehend verständnisvoll verhalten.
Wer dennoch behandelt werden muss, bekommt Hilfe und wird notfalls auch innerhalb des KKRN-Verbundes weitervermittelt, damit jedem die Behandlung zukommt, die er braucht.“

Foto: André Elschenbroich