Am Donnerstagabend ging es bei einer Infoveranstaltung in der Matthäuskirche in Dorsten Wulfen hitzig zur Sache. Viele Bürger äußerten ihre Bedenken zur möglichen neuen Flüchtlingsunterkunft für bis zu 400 Menschen im Gewerbegebiet Dimker Heide.
Los ging es um 19.30 Uhr. Über 400 Bürger waren am Abend in der Kirche für die erst vor wenigen Tagen angekündigte Infoveranstaltung erschienen. Das zeigte das große Interesse, konkrete Informationen zur möglichen Flüchtlingsunterkunft in Wulfen zu erhalten.
Pfarrer Martin Peters von der Gemeinde in Wulfen begrüßte die Gäste und übergab das Mikrofon an den Bürgermeister der Stadt Dorsten. Tobias Stockhoff stellte Dr. Ansgar Scheipers vor, der seit Januar 2018 Regierungsvizepräsident der Bezirksregierung Münster ist. Ebenso begrüßte er Kristin Lütke Zutelgte, Dezernentin der Bezirksregierung Münster im Dezernat für die Unterbringung von Flüchtlingen.
Angespannte Infoveranstaltung
Mit deutlicher Anspannung startete die Infoveranstaltung. Stockhoff betonte, dass es darum gehe, die Anwohner als erste zu informieren. Bereits zu Anfang kam es dabei immer wieder zu Zwischenrufen. Der Bürgermeister musste daher an das Hausrecht erinnern, was für die Störer zum Ausschluss von der Veranstaltung hätte führen können.
Platz für 400 Flüchtlinge, zehn Jahre lang
Grund für die angespannte Stimmung an dem Abend ist der mögliche Bau einer neuen Zentrale Unterbringungseinrichtung, kurz ZUE in Wulfen. Die Flüchtlingsunterkunft im Marienviertel läuft aus und die Bezirksregierung hat die Stadt für eine Alternative angefragt. Einen möglichen Standort sieht die Stadt nach diversen Prüfungen im Gewerbegebiet Dimker Heide zwischen dem Hessenweg und der Frankenstraße. Dort gibt es eine bislang unbebaute Fläche auf dem Flurstück 352.
An dieser Stelle sollen 350 Menschen Zuflucht finden. Zusätzlich soll eine sogenannte Stand-by-Kapazität von 50 weiteren Plätzen bereitstehen. Wie die genaue Verteilung aussehen könnte, ist momentan noch nicht bekannt. Maximal 240 alleinreisende Männer sollen dort einen Platz erhalten, was 60 Prozent der Gesamtstellen ausmacht. Dazu soll es einen Verteilungsschlüssel nach der Herkunft geben, um ethnische Auseinandersetzungen zwischen den Bewohnern vorzubeugen. Die 15.000 qm große Fläche soll dabei für zehn Jahre als ZUE dienen.
Große Sorgen bei den Bürgern
Die anwesenden Bürger zeigten sich besorgt und verärgert. Viele haben Angst um ihre Sicherheit. Auch die Sorge, dass der Marktwert der Immobilien im Umfeld der ZUE sinkt, ist groß. Energisch gegen den Bau äußerten sich auch Unternehmen, die im Gewerbegebiet Dimker Heide beheimatet sind. Sorgen und Ängste bei der Infoveranstaltung, die ernst genommen werden sollten.
Entscheidung fällt im Rat am 19. Juni
In einer Ratssitzung der Stadt Dorsten am 19. Juni soll über die neue ZUE entschieden werden. Sollte es zu einer Befürwortung kommen, wird die Bezirksregierung in etwa 12 bis 15 Monaten den Bau planen und umsetzen. So könnten im Sommer 2025 die ersten Flüchtlinge die Unterkunft beziehen.
Diskussion ging bis spät in den Abend
Bürgermeister Stockhoff betonte, das es sich bei der Veranstaltung um eine Infoveranstaltung handelt und noch keine endgültige Entscheidung getroffen ist. Es bleibt also im nächsten Jahr abzuwarten, ob die Gemeinde Wulfen es schafft, diese große Herausforderung zu meistern. Bis etwa 23 Uhr ging die äußerst hitzige Diskussion.