Knapp ein Jahr und vier Monate liegt der offizielle Spatenstich zurück. Seitdem ist die Baustelle zum neuen Levi-Strauss-Distributionszentrum nicht mehr wieder zu erkennen. Dorsten-Online konnte das bald fertige Großprojekt in Augenschein nehmen.
Das Dröhnen von Motoren, das Kreischen von Maschinen und die zahlreichen Stimmen der Handwerker liegen Ende Juli an der Großen Heide in der Luft. Hier, wo einst die Wulfener Zeche stand und lange nur eine öde Brachfläche zu sehen war, herrscht seit rund 20 Monaten Aufbruchsstimmung. Für den weltweiten Marktführer für Jeans und andere Textilien, Levi Strauss & Co, entsteht an dieser Stelle auf 70.000 Quadratmetern Fläche ein gigantisches Distributionszentrum.

„Im September wollen wir fertig sein“, erklärt Julian von Hodenberg. Der Projektleiter der ausführenden Firma Delta Development ist zuversichtlich, dass dieser Plan aufgehen wird. In allen Bereichen des weitläufigen Gebäudes sind derzeit Handwerker unterwegs, um die letzten Bauschritte umzusetzen.
Riesige Lagerhalle ist 27 Meter hoch
Besonders beeindruckend stellt sich das in der riesigen Lagerhalle dar. Hier entsteht gerade ein vollautomatisches Hochregallager. Hier bauen die Arbeiter gerade die Hochregale und die dazu passenden Systeme auf.
Bereits die Dimensionen dieses Gebäudeteils beeindrucken. „Das ist der größte zusammenhängende Brandabschnitt des Objektes“, erklärt Julian von Hodenberg. „Wir haben hier eine Grundfläche von 11.500 Quadratmetern und eine Deckenhöhe von 27 Metern.“ Der Fachmann spricht hier von einem „Brandabschnitt“, weil dieser Raum von mächtigen Brandmauern umschlossen ist, die im Ernstfall ein Überspringen des Feuers auf andere Gebäudeteile verhindern würden.

Ausgezeichneter Brandschutz
Apropos Brandschutz: Bei einem so großen Objekt wie dem Levi-Strauss-Distributionszentrum stehen die Planer immer vor großen Herausforderungen. Wenn hier auch noch große Lagerbestände und eine komplexe Architektur hinzukommen, macht das die Aufgabe nicht leichter. In Wulfen wurden mächtige Entrauchungssysteme und Sprinklersysteme verbaut, die von riesigen Wassertanks gespeist werden können. Das Feuerschutzkonzept ist dabei so durchdacht, dass es in Fachkreisen bereits mit einem Preis ausgezeichnet wurde.
Ein großer Vorteil des Hochregallagers auch für den Brandschutz: Menschen werden sich hier nur sehr selten aufhalten. Die gigantische Regallandschaft wird vielmehr von Maschinen bevölkert. Diese sortieren die Waren und bringen sie an den gewünschten Platz. Daher ist die Einrichtung nüchtern und rein funktional.
Freundliches Arbeitsumfeld in der Flachhalle
Ganz anders sieht es in der Flachhalle aus. Hier werden später die Mitarbeiter die Waren für den Versand vorbereiten oder eingehende Lieferungen verwalten. Daher haben die Planer hier auf ein helles Arbeitsumfeld geachtet. „Durch die gläserne Welle und die Dachfenster kommt viel Tageslicht herein“, so Julian von Hodenberg. „Außerdem wurden hier nur Materialien verbaut, die keine Schadstoffe ausdünsten. Somit ist eine sehr gute Luftqualität gewährleistet“, betont der Experte.

Lampen-Veteranen für die Kantine
Wer fleißig arbeitet, braucht auch zwischendurch etwas zu essen. Für die später rund 650 Mitarbeiter wird daher gerade die weitläufige Kantine eingerichtet. Großzügige Panoramafenster geben den Blick auf die Dülmener Straße und die Wulfener Landschaft frei.
Ein besonderer Clou ist die Beleuchtung: „Wir haben uns originale Lampen aus dem Wulfener Markt gesichert“, freut sich Julian von Hodenberg. Die blauen Leucht-Dinosaurier hingen jahrzehntelang in der Barkenberger Einkaufspassage. Dem Abriss entgangen, erhalten sie nun eine Renovierung und moderne Leuchttechnik.

„Damit wollen wir etwas örtliche Historie in das neue Gebäude bringen“, sagt der Projektleiter lächelnd. Künftig sollen die antiken Scheinwerfer nicht nur für die Mitarbeiter für angenehmes Licht sorgen, sondern auch von der Dülmener Straße aus sichtbar sein.
Power vom Dach
Weite Sichtbarkeit genießt man auch vom Dach der Flachhalle. Hier bereiten die Arbeiter gerade den Untergrund für die spätere Dachbegrünung vor. So entsteht auch ein kleiner Garten, in dem sich die Mitarbeiter von Levi Strauss später in den Pausen erholen können.

Auf dem Dach der Lagerhalle hingegen sammelt man eine Kraft ganz anderer Art. Fast die gesamte Fläche ist mit Solarpanels ausgerüstet. Bis zu 3,4 Megawatt Strom können so erzeugt werden – genug, um rund 3000 Haushalte ein Jahr lang zu beleuchten. „Diese Energie kann von Levi Strauss direkt genutzt werden“, so Julian von Hodenberg. Zusätzlich verfügt die Anlage über große Batteriespeicher, die überschüssige Energie aufnehmen können.
Die Solaranlage und der Dachgarten sind dabei nur einige Bausteine des umfassenden Nachhaltigkeitskonzeptes, das die niederländischen Architekten vom Büro „Quadrant 4“ geplant wurde und das von Delta Development umgesetzt wird. Auch eine Regenwasseraufbereitung gehört beispielsweise dazu.
Im April 2024 ist die Einweihungsfeier geplant
Trotz dieser komplexen Planung und dem beeindruckenden Bauvolumen sieht sich Delta Development nun auf der Zielgeraden. „Wir sind jetzt in den letzten Zügen, auch das Bürogebäude fertig zu stellen“, sagt Julian von Hodenberg.
Schon jetzt sind auch Mitarbeiter von Levi Strauss und ihren Subunternehmen auf der Baustelle tätig, um den Betrieb vorzubereiten. Wenn alles klappt, wird der Bau im September fertig sein. Dann kann Levis sein Distributionszentrum beziehen und alles für den großen Start im kommenden Frühjahr vorbereiten. Im April 2024 soll es dann eine große Einweihungsfeier geben.