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Samstag, Februar 15, 2025
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Hinterland und Strand

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Der Betonbau gehört zur Gedenkstätte. Foto: Alexander Fichtner

Im sechsten und letzten Teil endet die Baltikumrundreise. Alexander Fichtner reist zurück nach Riga und geht erst mal verloren im Hinterland. Dabei findet er eine neue Erkenntnis.

Die Reise endet dort, wo sie begonnen hat, in Riga. Zwei Tage verbleiben in der Stadt und einer ist verschollen im Hinterland. Auf dem Weg zur KZ Gedenkstätte Salaspils passiert ein Fehltritt. Eine Bahnstation zu früh ausgestiegen, landet man im Hinterland. Genauer gesagt, in Rumbula. Ein Blick auf den Fahrplan am Bahnsteig verrät, dass der nächste Zug erst in zwei Stunden kommt. Kurz umgesehen merkt man auch, dass man der Einzige ist, der hier im Nichts ausgestiegen ist. Ein Blick auf das Handy zeigt die Richtung an und sagt, das es vier Kilometer zu Fuß sind.

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Gestrandet in Rumbula ist unser Autos als Einziger auf dem Bahnsteig. Foto: Alexander Fichtner

Trampelpfad durchs Hinterland

Der stark zugewucherte Trampelpfad führt an dem kleinem Bahnhofsgebäude vorbei. Er schlängelt sich durchs Grün zu einer nah gelegenen Straße. Es bleibt nichts anderes übrig, als einfach loszulaufen. Angekommen an der asphaltierten Piste geht es jetzt nur noch geradeaus. Ohne viel Schatten bei hohen Temperaturen zur Mittagszeit im Sommer. Das sind die Aussichten für die vier Kilometer durchs Hinterland.

Der Trampelpfad führt an einem Plumpsklo vorbei. Foto: Alexander Fichtner

Einfach loslaufen

Eine Stunde später ist das Ziel erreicht. Die Gedenkstätte im Hinterland ist beeindruckend. Das monumentale Mahnmal wurde 1967 eröffnet. Es gibt einen länglichen Betonbau, der wie ein gestrandetes Raumschiff in dem gepflegten Gelände wie ein Fremdkörper aussieht. Hier sind die Ausstellungsräume untergebracht, die über die Schreckensjahre des Lagers berichten. Riesige Betonskulpturen mahnen die Besucher des ehemaligen Konzentrationslagers.

Ein Marmorblock mit einem Metronom, was an den Herzschlag der Toten erinnert, ist auf dem gesamten Gelände zu hören. Es mahnt mit jeden Schlag. Und erinnert an das Leid, was hier Tausenden von Opfern widerfahren ist.

Das schlagende Herz erklingt nun schon seit 55 Jahren. Foto: Alexander Fichtner

Raus dem Hinterland

Der Rückweg zur richtigen Bahnstation gestaltet sich deutlich einfacher. Hier mitten im Hinterland hilft man sich. Ein Auto hält an und fragt auf Lettisch, wo man hin will. Die Antwort auf Englisch versteht er und sagt, das er auch nach Riga fährt und noch Platz hat. So geht es auf dem Beifahrersitz zurück zur Hauptstadt. Während der Fahrt spricht man über Gott und die Welt, und immer wieder driftet das Gespräch ab. Der Krieg ist auch hier präsent. Die ehemalige Zugehörigkeit Lettlands zur UdSSR macht dem Fahrer „Raivis“ Sorge im Gespräch. Doch sagt er auch, dass er Vertrauen in die NATO und die EU habe, sollte es zu einem russischen Überfall kommen.

Abwechslung gibt es hier auf dem Weg nicht zwischen den Birken. Foto: Alexander Fichtner

Zurück in Riga

Raivis hält am Zentralmarkt, lässt mich aussteigen und verabschiedet sich hastig. Auf dem Markt gibt es hier jetzt noch ein frisch gezapftes Kwass und selbst gemachte Pierogis zu essen. Gut gestärkt geht es so nun zurück ins Hotel, denn morgen geht es an den Strand.

Frisches Kwass gibt es hier als sofortige Erfrischung oder in Flaschen zum mitnehmen. Foto: Alexander Fichtner

Um neun fährt die Bahn schon los ans Meer. Es geht nach Majori, dem touristischen Zentrum von Jūrmala. Der alte Fischerort ist seit Ende des 19. Jahrhunderts ein bedeutender Ferienort. Ideal um hier den letzten Ferientag zu verbummeln.

Die Fußgängerzone läuft auf die orthodoxe Kirche zu. Foto: Alexander Fichtner

Ab an den Strand

Angekommen geht es die Fußgängerzone entlang Richtung Strand. Es fällt auf, dass es hier langsamer zugeht. Keiner stresst sich zu diesem Zeitpunkt. Es macht den Eindruck, als würde hier alles entschleunigen. Vielleicht ist der Ort mit seinen alten Villen und Datschen auch etwas aus der Zeit gefallen. Doch macht dies den Reiz aus. Der Ort wirkt echt.

Der Strand von Majori ist weitläufig und wirkt an keiner Stelle überlaufen. Foto: Alexander Fichtner

Das ist auch das, was das Baltikum überhaupt ausmacht. Ohne aufgesetzt zu sein, sind die Menschen und die Orte das, was sie sind. Sie sind ehrlich und einfach. Wenn man das Baltikum mit ausschließlich einem Wort beschreiben sollte, kann man nur „authentisch“ wählen. Die Ehrlichkeit und Einfachheit steht dem Baltikum gut. Bleibt zu hoffen, dass es auch weiterhin seinen eigenen unverfälschten Weg geht.

Auch wenn das Haus in einem Potemkinschen Dorf stehen könnte, ist es echt so wie das Baltikum. Foto: Alexander Fichtner

Die vorigen Teile findet ihr hier:

1.Teil: Riga in einem neuen Klima

2.Teil: Rooftopping in Riga

3.Teil: Tallinn, Baltisches Meer und mehr

4.Teil: Skandinavien über die Ostsee

5.Teil: Narva, Russland und eine verbotene Stadt

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